Samstag, 17.11.2012: Ready for take OFF ROAD. Oder: Sag niemals nie! (ich kaufe eine GS)

Nun ist es also soweit gekommen: ich reihe mich in den Kreis der GS-Besitzer ein. Hat mich eigentlich jemand bei der Anmeldung in MiMotos Reiseforum vor den Nebenwirkungen und Risiken gewarnt???

Angefixt durch das Forum, Reiseberichte und den Enthousiasmus einiger Mitglieder stieg - eigentlich schon in den letzten Monaten, nicht nur Wochen - die Lust, nach 170.000 Motorradkilometern auf der Strasse sowohl den Erfahrungs- als auch Landschaftshorizont noch zu erweitern. Und zwar jenseits der befestigten Wege.

So wurde überlegt, der Motorradmarkt ein wenig sondiert, interessante Modelle näher studiert ... und bald wieder verworfen. Viel zu oft scheiterte es an der Sitzhöhe (oder an meinen kurzen Beinen und dem Fliegengewicht, dass mich beim Aufsitzen dem Erdboden kaum näher brachte).

Ich sah keinen Sinn darin, mir eine Maschine mit langen Federwegen zu kaufen, um diese dann mit Hilfsmitteln wie Durchstecken oder Tieferlegungssatz wieder zu verlieren! Weitere Ausschlussgründe wie mangelnde Reisetauglichkeit oder Kostenfrage kamen hinzu.

Das Grübeln und auch Grummeln ging weiter. Die nächsten tollen Berichte und Videos tauchten im Forum auf und ... in meiner Mailbox ein Vorschlag bzw. die Frage "Was ist denn mit der BMW F 650 GS Dakar?" Dazu gleich ein paar mobile.de-Anzeigen aus dem Hamburger Raum. Da hat doch jemand mitgedacht. ;)

Eine BMW? Eine GS??? Ich??? Wollte ich, die so selten den Massen folgt, sondern lieber den Nischenweg wählt, nie haben. Aber, naja, anschauen kann man ja mal... Frau ist ja schliesslich lernfähig.

Dann ging alles ziemlich schnell: Anzeigen durchforstet, eigentlich nur eine davon ernsthaft in Erwägung gezogen. Zum Händler gefahren, daraus ein Mädelstreffen mit Kerstin und Iris gemacht, Motorrad angeschaut und Probe gefahren (grobe Kopfsteinpflaster- und Mini-Offroad-Einlagen inklusive).

Und mit einem breiten Grinsen beim Händler wieder abgestiegen. Das ist ja ein motorisiertes Kinderfahrrad mit ordentlichem Zug, das ganz viel Laune machen kann!

Der Knackpunkt war nicht zuletzt, dass der Händler die niedrigere Sitzbank da hatte. Dank dieser bzw. den daraus gewonnenen 4 Zentimetern und dem niedrigen Schwerpunkt der kleinen GS (der Tank liegt unter der Sitzbank) hatte ich das Gefühl, die Maschine ganz gut halten zu können, obwohl zwischen Boden und Ferse noch einige Zentimeter Luft waren.

Das war also Samstag, Probefahrt-Tag. Hätte ich das Geld dabei gehabt, hätte ich die Maschine wohl gleich mitgenommen.

So aber folgte der Sonntag, der Vernunft-Tag. In meinem Kopf gingen viele Fragen hin und her, Bauchgefühl gegen Kopf. Letzterer stellte eigentlich nur eine Frage: "Brauchst Du dieses Motorrad jetzt?" Auf Dauer kam diese Frage aber nicht gegen die Empfindungen vom Vortag und die Wünsche für die Zukunft an.

Es folgte der Montag, an dem ich den Händler anrief und dieser mir am Ende des Gesprächs zu einem tollen Motorrad gratulierte.

Der Rest der Woche verging mit sehr gemischten Gedanken und Gefühlen. Der Kopf wiederholte hin und wieder die Vernunftfrage, dazu die leichte Ungläubigkeit über die eigene Entscheidung, dass ich tatsächlich eine GS kaufen würde. So wirklich greifbar war das alles noch nicht.

Wurde es dann aber am gestrigen Samstag: ein guter Bekannter holte mich ab und so ging's als Sozia durch nebeliges Wetter in Richtung Süden zum Händler. Irgendwie vernebelt fühlte ich mich auch - die Nacht zuvor war "dank" Firmenfeier sehr kurz gewesen und zudem konnte ich es immer noch nicht so ganz begreifen, dass ich mir ein Zweitmotorrad kaufen würde.

Wie so oft haben wir gleich mal wieder ein Event draus gemacht: "meine" Mädels, Kerstin und Iris, sowie Heiko waren schon vor Ort. Allesamt mit geländetauglichen Motorrädern. Und mit einem Grinsen im Gesicht, kannten sie doch meine GS-Sprüche.

Beim Händler gab's noch die letzten Erklärungen zu ABS Ausschalten, Federbein einstellen, Ölstand-Kontrolle, Boardsteckdosen (gleich 2 an der Zahl!). Die restlichen Formalitäten waren schnell erledigt und dann ging's los!

Das Grinsen passte gerade noch so in den Helm. Gleich als erstes freute ich mich über die serienmässig verbauten Heizgriffe und Handprotektoren, denn mit 2°C war es doch arg frisch.

Die Fahrt ging gen Norden, und nach einigen Kilometern Asphalt hielt Heiko, in dessen Heimrevier wir uns befanden, dann vor dem ersten Feld- und Wiesenweg. Ein fragender Blick an uns alle: "Soll ich?"

Die Antwort war breites Grinsen und heftiges Kopfnicken, und so wurde die blitzblank geputzte GS gleich artgerecht eingeweiht. Heidenei, was für ein Spass, so ohne Bedenken und mit 70-80 km/h durch Staub und Pfützen zu fahren, wo ich mit der Hornet vielleicht mit 40km/h - und mit verzogener Miene - längs gefahren wäre!

Nach ca. 50km war die Lust am Fahren aufgrund der herrschenden Temperaturen allerdings regelrecht eingefroren. Wir schlossen die Einweihungsrunde in einem Gasthof mit lecker Milchkaffee ab und kamen so langsam selbst wieder auf Betriebstemperatur, klönten, quatschten, planten und grinsten noch vor uns hin.

Und das Grinsen hält an. Die Frage, wie sich nun meine motorradfahrerische Zukunft gestaltet, werde ich vermutlich hier so nach und nach beantworten. Jaja, willkommen im Club, ich weiss. :)

Und zum Abschluss noch eine Liedzeile, die mir in den letzten Tagen häufiger durch den Kopf gegangen ist:

"Immer nur leben, nur leben, keinen einzigen Tag vergeben. Alles geniessen, jeden Atemzug. Und ganz genau zu wissen: es ist noch lange nicht genug!"
(aus "Immer nur leben", Purple Schulz)


Daran kann man arbeiten. :-)

Bin noch nicht ganz wach. Oder mir ist noch nicht so ganz bewusst, dass ich es tatsächlich tun werde.


Ich werd's tatsächlich tun, die ist bald "mein"!


Noch ein paar Erklärungen ...


... dann kann ich endlich losrollen!








Artgerechte Einweihung.


Jetzt weiss ich, weshalb ich zwei Paar Motorradstiefel habe.