Freitag, 27.04.2012: Ostwärts - von Hamburg nach Peetsch am See, MeckPomm

Endlich - das lange Mädels-Wochenende ist da! Statt gemeinsamen Langurlaub (weil nicht möglich) halt Kurzurlaub (weil unbedingt gewollt). Die Wahl fiel bereits im Frühjahr auf MeckPomm, weil es, ähnlich wie Weserbergland oder Harz, von Hamburg aus schnell zu erreichen ist. Zugegeben, ich hatte mir anfangs eine Ecke mit mehr Höhendifferenzen und Kurven gewünscht, aber im Nachhinein ... sollte es wohl diese sanfte Landschaft werden. Ein wenig Balsam für die Seele. Dazu jede Menge neues Wissen, Aufklärung über den Osten. Eben: im Osten viel Neues!

Zunächst aber ist an Balsam für die Seele nicht zu denken. Freitagnachmittag vor einem langen Wochenende - das bedeutet in Hamburg Stau ohne Ende. Die A7 ist dicht, dann wird es die Innenstadt auch sein. Aber ich komme immerhin zeitig aus dem Büro, ca. 20km nordwestlich von Hamburg, und bin guten Mutes, pünktlich am Treffpunkt im Stadtteil Bergedorf, ganz im Osten Hamburgs, zu sein.

Das Wetter spielt auch mit, und so blende ich das zähe Fortbewegen durch die Stadt halbwegs aus, versüße mir stattdessen die Strecke, indem ich am Hafen und den Landungsbrücken vorbeifahre. Und siehe da, es sollte wohl so sein - am Blohm&Voss Trockendock Nr. 11 hängt aktuell ein riesiger Werbebanner, dessen Motto mal wieder wie die Faust aufs Auge passt: "Hier ist das Lächeln zu Hause.". Da kann frau nicht widerstehen, also lächle ich. Hamburch, meine Perle ...

Eine halbe Stunde später in Bergedorf an der JET-Tankstelle ... keine silberne GS 1150, keine blaue Fazer 8 zu sehen. Ich mache ein paar Testfotos, stelle auch erst, als ich meine bepackte Hornisse fotografiere, fest, dass ich just vor einem Schild "Parken verboten" stehe. Was soll´'s, ist ja nur ein Zwischenparken. Wenige Minuten später taucht Kerstin auf, voller guter Laune. Fehlt nur noch Iris, die zwar die weiteste Anreise hat, vorab aber davon überzeugt war, es zeitlich locker zu packen. Nur ... da hat sie wohl die Rechnung ohne Verkehr und Stau gemacht.

Pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit um 15h30 kommt ... eine SMS: "Stehe im Stau, Navi sagt 16h00". Kein Thema, Kerstin und ich sehen es gelassen. Kurz nach vier geht das Handy, eine leicht genervte Iris fragt: "Wo seid ihr denn? Ich bin hier an der JET-Tanke und sehe euch nicht!" Ich hatte es geahnt: Kerstin hatte vor unserer Tour eine Mail mit letzten Infos und einem GoogleMaps-Link zur JET-Tankstelle geschickt. Dumm nur: in dieser Straße gibt es ZWEI (!) JET-Tankstellen. Der Irrtum ist schnell aufgeklärt, und wenige Minuten später sind wir endlich vereint. Lachend und ziemlich entspannt, völlig ohne Zeitdruck.

Dann geht´s definitiv los: wir hatten beschlossen, aufgrund der fortgeschrittenen Zeit ein gutes Stück auf der A24 in Richtung Berlin zurückzulegen, und erst für die letzten 70km auf die Landstraße zu wechseln.

     

Die Autobahnfahrt beginnt prompt nach der Auffahrt mit einem Stau - na super, hatte natürlich keiner die Staumeldungen für die A24 gecheckt - der sich aber glücklicherweise bald auflöst. Unfall. Die Strecke ist zwar dröge, trotzdem macht es Spaß, im Dreierrudel zwischen herrlich gelb blühenden Rapsfeldern über die AB zu schwärmen, wieder gemeinsam unterwegs zu sein.

Eine kurze Trink-, Pippi- und Popopause nach 120km auf dem Parkplatz einer Raststätte, und nach weiteren 60km verlassen wir bei Putlitz die Autobahn und bewegen uns durch sanft geschwungene Landschaft in Richtung Nordost. Kerstins Navi führt uns über kleine Strecken und durch Orte mit Namen wie "Knüppeldamm" (jaaa, der Name ist hier strassentechnisch Programm!) bis an den südwestlichen Rand des Müritz-National-Parks, wo wir die ersten Seen sehen und queren.

Auf der Durchfahrt durch die kleinen Ortschaften eigne ich mir das erste Bildungswissen über die Ex-DDR an: nahezu jeder Ort hat eine Kneipe namens "Dorfkrug". In Knüppeldamm machen wir einen kurzen Stopp, letzte Trink- und Klönschnackpause vor der Unterkunft.

Ich tappe los, um das Ortsschild festzuhalten - das Wort "Knüppeldamm" löst bei mir Kindheitserinnerungen an Wanderungen mit der Familie aus - und erwarte beim Anblick des Himmels fast eine extraterrestrische Erscheinung: an zwei Stellen hat sich die sonst geschlossene Wolkendecke geöffnet und schickt starke Sonnenstrahlen gen Mutter Erde. UFOs oder die Erleuchtung für das neu zu entdeckende Gebiet?

Gegen 19h30 kommen wir an unserem Hotel in Peetsch am Schulzensee, südlich der Müritz, an. Nett, sehr nett hier! Der freundliche Hotelbesitzer bietet uns sofort seine Scheune als Unterstellplatz für die Motorräder an, eine unglaublich liebenswürdige Hotelangestellte bringt uns zu unserem Zimmer. Das ist zwar nicht riesig, bietet aber ausreichend Stauraum für das Motorradgerödel.

Wir machen uns schnell frisch und eilen dann ins Restaurant, wo wir noch ein lecker Abendessen bekommen. Ein zufriedenes, entspanntes Gefühl macht sich breit.

Ziemlich entspannt sehen wir auch der Routenplanung für den kommenden Tag entgegen. Wir hatten wohl vorab drei Bereiche abgesteckt - nördlich, südlich und östlich vom Müritz-See - die wir befahren wollten, ohne uns auf bestimmte Routen festzulegen. Lediglich ich hatte, in Ermangelung eines Navis, mal eine Tour für den Norden, also die Mecklenburgische Schweiz, zusammengestellt. Aber wie so oft kommt es anders, als man denkt ...

Wie und was auch immer, wir freuen uns, die nächsten Tage gemeinsam verbringen zu können.