Aus eigenem Antrieb - Auf dem Weserradweg unterwegs, Mai 2014

Unmotorisiert, aber nicht unmotiviert - ein kurzes Vorwort


Zugegeben, in manchen Momenten bin ich richtig optimistisch. Manchmal aber auch einfach blauäugig, z.B. hinsichtlich der eigenen Kräfte und/ oder Fähigkeiten. So muss es auch um den Jahreswechsel herum um mich bestellt gewesen sein, als ich mit Iris und Kerstin zusammen-
gesessen habe, um Jahresplanung zu betreiben. Zu diesem Zeitpunkt fehlte mir das Vorstellungsvermögen, was nach meinem folgenreichen UMfaller im Juni 2013 nun körperlich möglich sein würde.

Dass ich vor Juni wieder Motorradfahren könnte, dachte ich da noch nicht. Wohl aber, dass doch Fahrradfahren sicherlich möglich sei und dies doch zudem ein prima Muskelaufbautraining für die arg in Mitleidenschaft gezogenen Oberschenkel sein würde.

Und so stellte ich meinen Mädels die Frage, ob sie sich eine mehrtägige Fahrradtour vorstellen könnten, mit der Betonung auf "Spazierfahrt". Und ja, sie konnten! Alle Augen strahlten, das Zielgebiet war schnell gefunden: mal wieder Weserbergland. Wir kommen nicht davon los!

Weshalb auch? Aller guten Dinge sind 3: Nachdem wir es schon so per Motorrad und zu Fuß unter die Lupe genommen hatten, war nun die Erkundung mit dem Drahtesel an der Reihe.

Gesagt, getan. Entschieden, geplant. Das Wochenende über den 01. Mai wurde hierfür festgelegt. In vier Etappen sollte es insgesamt 140km von Hannoversch Münden, quasi der Geburtsstätte der Weser - sie hat keine eigene Quelle sondern entsteht hier aus dem Zusammenfluss von Werra und Fulda - nach Hameln gehen. Start- und Zielort wurden aufgrund der guten Erreichbarkeit mit der Deutschen Bahn ausgewählt. Doch die ersten Startschwierigkeiten folgten prompt, noch weit vor der eigentlichen Reise.

Allein der Ticketkauf wirbelte die ersten Pläne schon durcheinander, da wir keine gemeinsame Fahrradreservierung für denselben Zug bekamen, was wiederum unterschiedliche Ankunftszeiten am Ausgangsort ergab.

Für zusätzliche Spannung sorgte dann der Umstand, dass mein neu - und rechtzeitig! - erworbenes Fahrrad aufgrund einer Transportbeschädigung wieder zurückgeschickt werden musste, die Folgelieferung allerdings nicht ganz komplikationsfrei verlief und sich elendig hinauszögerte.

Ich sah mich schon mit meinem angerosteten, schweren, mindestens 25 Jahre alten Mountainbike losziehen. Vor allem aber fehlte mir jegliche Fahrpraxis, so dass ich gar kein Gefühl dafür hatte, ob ich überhaupt 5km durchhalten würde.

Meine Unsicherheit wuchs mit einem Vorfall in der Firma, als ich dort vor einer dauernd zuknallenden Türe in die Hocke ging, um diese mit einem Provisorium im Türspalt zu blockieren - ohne auch nur eine Sekunde lang darüber nachzudenken, dass ich diese Bewegung nicht ausführen könnte. Und schwupps ... konnte ich mich ab einer gewissen Höhe prompt nicht mehr halten und saß, bevor ich wusste wie mir geschah, verdutzt und frustriert zugleich auf dem Hosenboden.

Na prima. Und ich wollte 140km Fahrradfahren??? Ich tröstete mich damit, dass mein Kopf immerhin offensichtlich schon weiter war als mein Körper, und diesen als für "geheilt" einstufte.

Das beruhigte mich nicht wirklich, und so ging's mit reichlich Ungewissheit und gerade mal 10 absolvierten Testkilometern auf dem auf den letzten Drücker gelieferten neuen Fahrrad los.