Sonntag, 05.08.2012: via Beverungen - Porzellanmanufaktur Fürstenberg - Kloster Corvey - Rühler Schweiz - Coppenbrügge
- Pattensen - Iris' to Hus - Elbfähre Hoopte-Zollenspieker - to hus, ca. 300km


Der nächste Morgen zeigt sich von seiner nicht ganz so sonnigen Seite. Der Himmel ist grau, die Temperaturen sind deutlich zurückgegangen. In der Nacht muss es leicht geregnet haben. Das Zelt ist dicht, stelle ich fest, muss allerdings vor dem Verpacken abgetrocknet werden. Ob nun vor dem Frühstück - wie Kerstin es macht - oder nach dem Frühstück ist egal. Ich entscheide mich für "nachher".

Beim Frühstück auf der Terrasse planen wir unserer Rückroute. Die Porzellanmanufaktur Fürstenberg im gleichnamigen Ort sowie das Kloster Corvey bei Höxter wollen wir uns definitiv noch anschauen. Die weitere Route soll einfach nur "schön" sein.

Wir legen sie über Holzminden, Forst, Golmbach und Rühle, weiter über Bodenwerder und Coppenbrügge in Richtung Pattensen, um dann via Autobahn Hannover zu umrunden.

Zelt & Co. sind schnell eingepackt (das geht zu meiner Freude genauso schnell wie der Aufbau) und die Mopeds entsprechend beladen. Ein kritischer Blick zum trüben Himmel, doch wir verzichten erst einmal auf die Regenklamotten. So verabschieden wir uns im Bootshaus mit der Drohung "Wir kommen wieder" und brechen ins ca. 25km entfernte Fürstenberg auf.

Hier liegt die drittälteste Porzellanmanufaktur Deutschlands (Gründung 1747), deren Porzellan auch als das "Weiße Gold der Weser" bekannt ist.

Bis heute wird am selben Standort produziert, was für uns aufgrund der eher alten Gebäude fast unvorstellbar wirkt. Wo, bitte schön, sind moderne Produktionsstätten?

Wir stellen die Motorräder vor dem auch sonntags geöffneten Verkaufsraum der Manufaktur ab und besichtigen zunächst einmal von außen das im Stil der Weserrenaissance erbaute Schloss und die umliegenden Gebäude. Vom hoch über der Weser thronenden Schloss, das heute das Museum der Manufaktur beherbergt, hat man eine hübsche Aussicht. Leider auch auf das schlechte Wetter, das in Form von Regen einsetzt.

Wir flüchten uns zunächst in den Verkaufsraum der Manufaktur und versuchen, den durch die Preise der dort ausgestellten Ware ausgelösten Hustenreiz zu unterdrücken. Naja, gucken kost ja nix. Ist ja auch kein Campinggeschirr, das dort zum Verkauf angeboten wird, sagen wir uns.

Wenig später setzen wir unsere Fahrt zum Kloster Corvey fort. Die Hochzeitsgesellschaft vom Vortag ist verschwunden, das schöne Licht leider auch, denn der Himmel zeigt sich nach wie vor von seiner grauen Seite. Wir schlendern dennoch über das Gelände der ehemaligen Benediktinerabtei, die einst zu den bedeutendsten karolingischen Klöstern zählte und heute ein Schloss ist.

     

Da der Zutritt zur Kirche und ihrem berühmten Westwerk nur mit einer entgeltlichen Schlossbesichtigung möglich ist, kehren wir bald wieder zu unseren Motorrädern zurück. Über Holzminden und Forst geht es nach Golmbach, wo erste Hinweisschilder auf die "Rühler Schweiz" auftauchen.

"Schweiz"??? Das klingt doch nach Bergen und schönen Kurven!? Und in der Tat, die Weiterfahrt über die L580 nach Rühle zaubert ein breites Grinsen unter den Helm, zumal der Himmel die Schleusen geschlossen hält und somit der Fahrspass nicht getrübt wird.

Über Bodenwerder und Bisperode geht es weiter nach Coppenbrügge. Hier möchten wir eigentlich nur eine Kaffeepause einlegen und finden auch ein Eiscafé mit zahlreichen Leckereien. Kerstin ist allerdings noch ein Schild mit dem Hinweis "historischer Ortskern" aufgefallen, und schlendert nach dem Kaffee in diese Richtung los.

Ich bin, zugegeben, ein wenig fußfaul, und bleibe zunächst bei den Motorrädern. Nach einer Weile laufe ich dann aber doch in die gleiche Richtung los, weil ich eine Informationstafel sichte. Ich kann mich ja zumindest mal ein wenig schlau machen. :-)

Und mache dann große Augen, als ich hinter der Tafel eine Burgruine entdecke, die sich ziemlich unauffällig hinter Bäumen in einen Wall schmiegt.

Da kommt mir Kerstin schon schmunzelnd entgegen. "Na, haste doch Lust?" Ja, habe ich definitiv. Und so bummeln wir noch ein wenig über die Burgmauer dieses ehemaligen Wasserschlosses, halten den "Eisenmann" so wie die "Peter-Linde" fotografisch fest und lassen die Seele ein wenig baumeln.

Gut gelaunt geht es anschließend auf den letzten kurven- und waldreichen Kilometern weiter über Eldagsen und Pattensen, kurz vor der A7. Ein Blick auf die Uhr, ein Blick zu Kerstin: "Wir könnten um die Kaffeezeit bei Iris sein." Ein Grinsen. Ein Anruf bei Iris: "Was machst Du heute noch?" Und der Überfall geht klar.

Ab Laatzen fahren wir auf die A7, lassen Hannover zügig hinter uns und sind ca. 1 Stunde später bei Iris in der Nähe von Walsrode, die sich wie Bolle freut, dass wir vorbeischauen. Bei lecker Kaffee & Kuchen wird ausgiebig gelacht und geklönt, und als wir zum letzten Streckenabschnitt aufbrechen, sind wir endlich wieder zu dritt unterwegs. :-)

Iris beschließt, uns ein Stück zu begleiten. Sie will gleichzeitig testen, wie weit ihr Knie diese Belastung schon mitmacht. Aber erst einmal ist es nicht das Knie, sondern ihre KLE, die den Dienst verweigert. Na gut, muss halt die Fazer her, auch wenn der Kniewinkel hier unangenehmer ist. Ist das ein schöner Anblick, als Iris vorneweg den Tourguide macht. Ich bin mir sicher, dass jede von uns ein breites Grinsen im Gesicht hat.

     

Das Grinsen hält, zumindest bei Iris, nicht allzu lange an, denn das Knie macht sich schmerzhaft bemerkbar, und so verabschieden wir uns nach wenigen, aber immerhin gemeinsamen Kilometern in Bispingen voneinander.

Auch wenn es schon spät am Nachmittag ist, zieht es Kerstin und mich nicht nach Hause und folglich auch nicht auf die Autobahn, so dass wir die Weiterfahrt über Land durch die Nordheide gestalten. Landschaflich sicherlich nicht spannend, aber immer wieder entspannt!

In Winsen/Luhe werfen wir einen Blick auf die Uhr. Kurz vor 18h45 - schaffen wir die Elbfähre von Hoopte zum Zollenspieker noch? Wir haben keine Ahnung, bis um wie viel Uhr sie verkehrt, aber wir wagen es.

Als wir bei der Fähre eintreffen, legt sie just vor unserer Nase ab in Richtung Hamburger Ufer. Große Augen unsererseits. Wir warten gespannt, ob sie vom gegenüberliegenden Ufer noch einmal zu uns ablegt oder aber gleich in Richtung Feierabend-Liegeplatz fährt.

Puuuuuh, die Erleichterung ist groß, als die Fähre noch einmal an unserem Ufer anlegt. Das mürrisch-ungeduldige Verhalten des Fährmanns - er hätte gerne Feierabend - quittieren wir mit einem Lächeln und so genießen wir diese allerletzte Fahrt im schönsten Abendlicht.

Dieser Augenblick rundet ein tolles Wochenende perfekt ab!

Wir halten uns dann auch nicht mehr lange auf und verabschieden uns am Zollenspieker mit einem "Das machen wir noch einmal!"

Der obligatorische Heimweg für mich einmal quer durch die komplette Hansestadt gestaltet sich an einem Sonntagabend um diese Uhrzeit sehr entspannt. Was hätte meine Laune auch trüben können?

Das Grinsen sitzt auch bei meiner Ankunft zu Hause noch fest im Gesicht. Dazu ein leicht ungläubiges Kopfschütteln - ich finde tatsächlich wieder Gefallen am Zelten!? Na, das werden wir mal noch sehen!