Schon wieder reif für die Insel: diesmal Borkum im April 2014

Ostersonntag, 20.04.2014: So weit das Auge reicht.


Happy Easter! Der Osterhase hat auch den Weg auf die Insel geschafft und uns kleine Osternester gebracht. Sogar mehrere, denn außer in unseren Zimmern finden wir auch noch welche auf unserem Frühstückstisch.

Jucheee, meine selbstauferlegte Fastenzeit ist vorbei, Schokolade ist wieder erlaubt. Das erste Schoko-Ei wird regelrecht zelebriert.

Eher planlos sind wir angesichts der Tagesgestaltung. Aktivitäten wie Wattwanderung oder Fahrradfahren fallen für mich flach, und so entschließen wir uns schließlich, mit dem Bus bis nach Ostland, den ostnordöstlich gelegene Stadtteil von Borkum zu fahren, um dort eine Wanderung zu den Sternklippdünen zu unternehmen. Wie ausgedehnt die wird, ahnen wir da noch nicht.

An der Bushaltestelle stellen wir fest, dass a) wir noch viel Zeit haben und b) Kerstin noch einmal zur Unterkunft zurücklaufen muss. Iris und ich nehmen im Bushäuschen Platz und betrachten frotzelnd das erstaunlich rege Leben auf der Straße. Wir fühlen uns ein wenig wie Waldorf & Statler aus der Muppet Show.

Die Busfahrt führt später durch die Dünenlandschaft der Insel und am Flughafen (!) Borkum vorbei bis Ostland, Ausgangspunkt der Dünenwanderung, wie man unschwer an den Menschenmassen, die den Fußweg in Richtung Osten einschlagen, erkennen kann.

Wir lassen uns Zeit und die Massen erst einmal von dannen ziehen. Die Strecke lässt sich auch für mich gut laufen, da gepflastert. Weite Marschlandschaft, Enten, Gänse, Möwen und Fasane zieren das Bild.

Am Fuße der 14m hohen Sternklippdünen treffen wir dann wieder auf die Menschenmassen, die die Holzbänke belagern und ihr Gesicht in die Sonne halten. Wir kraxeln auf die Düne und - das Glück ist uns hold - nehmen eine der beiden vorhandenen Bänke in Beschlag und können ebenfalls unser Gesicht in die Sonne halten. Im Gegensatz zu unten ist oben auf der Düne wenig los.

Nach dem mittäglichen Picknick stellt sich die Frage, welchen Weg wir zurücknehmen. Den gleichen? Nö, keine Lust. Die Karte verrät eine Alternative, die etwas nördlich vom Hinweg verläuft. Diesen schlagen wir ein und stellen bald fest, dass diese Route nun eher unwegsam, zumindest aber nicht mehr gepflastert sein wird.

An der Oostbake, einer 19 Meter hohen Peileinrichtung in den Ostlanddünen, legen wir einen kleinen Fotostop ein. Es wird unser vorerst letzter Orientierungspunkt sein, denn wenig später gabelt sich der Weg und wir entscheiden uns für die rechte Spur … im Nachhinein behaupte ich, das war der falsche Weg.

Gefühlt müsste die Strecke irgendwann nach links führen, aber es kommt und kommt kein Abzweig mehr, stattdessen zieht sich der Weg in einem leichten, achterbahnmäßigen Auf und Ab schnurgerade bis an den Horizont. Grassoden wechseln sich mit Sandkuhlen ab. Die Sonne knallt vom Himmel, es ist nahezu windstill und ich bin viel zu warm angezogen.

Zu allem Motivationsübel schiebt auch noch eine junge Mutter einen Kinderbuggy in einem Affenzahn an uns vorbei und hängt uns tatäschlich ab.

In meinem Kopf spielen sich langsam schlimmste Szenarien ab - hat man hier in der Ödnis Handy-Empfang? Wie findet ein Rettungswagen hierhin? Der Ernstfall stellt sich glücklicherweise nicht ein. Gefühlte Ewigkeiten später taucht eine Kreuzung auf und ein gepflasterter Weg biegt nach links ab. Keine Frage, den nehmen wir!

     

Und landen wenig später tatsächlich an unserem Ausgangspunkt, wo wir wieder auf die überhaupt nicht vermissten Menschenmassen stoßen, die sich wie wir auf Kaffee und Kuchen in den beiden Ausflugslokalen stürzen.

Die Kalorienzufuhr ist nach der schweißtreibenden Arbeit mehr als gerechtfertigt, und so lasse ich jedes einzelne Sanddorn-Sahnetortenstückchen genüsslich auf der Zunge zergehen.

Gegen 17h00 fahren wir mit dem Bus wieder zurück zur Pension. Wir wollen kurz die Füße hochlegen, bevor wir uns wieder auf Restaurantsuche begeben. Aus „kurz“ wird ein wenig länger, da Iris schwächelt, aber nach einer zusätzlichen halben Stunde Ruhepause ist auch sie wieder auf der Höhe.

Wäre aber auch schade gewesen, den letzten Abend ohne sie zu verbringen.

Was folgt, ist ein Déjà-Vue-Erlebnis: wir suchen einen nicht-reservierten Tisch in einem Restaurant. Die Versuche Nr. 1 - 3 verlaufen erfolglos, bei Versuch Nr. 4 lässt Iris all ihren Flirtcharme spielen …

... was bei einem Italiener sehr gut ankommt, und so sitzen wir schlussendlich in einer einem Vereinsheim - weil am Tennisplatz gelegenen - Pizzeria, deren Angebot an hausgemachten Pasti uns das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.

Man sollte sich vom äußeren Schein nicht trügen lassen. Innen herrscht eine Atmosphäre, wie sie italienischer nicht sein könnte, und das Essen ist molto bene, parfetto!

Den Abend und somit auch den Borkum-Aufenthalt lassen wir mit einem Spaziergang an der Strandpromenade ausklingen, wo trotz Dunkelheit noch jede Menge los ist. Wir sagen dem Neuen Leuchtturm „Tschüss“ und liegen bald darauf in unseren Kojen.