27.06.2011: Endziel nicht vergönnt - zumindest nicht heute. Von Hochfelden bis Strasbourg.

Frachtverkehr auf dem Kanal Heute wollen wir Strasbourg erreichen, was von der Strecke und der Schleusenanzahl her durchaus realistisch ist - wenn die Technik denn mitspielt!

Der Tag startet erst einmal mit richtigen französischen Croissants! Mmmhhh, lecker! Die gibt es in dieser Butter getränkten, oberleckeren Form nur in Frankreich!

Wir beschließen, die Einkäufe für das Abendessen erst in einem Strasbourger Supermarktbesuch zu tätigen, und legen gemeinsam mit den Schweizern ab.

Unter diversen Brücken mit darunter befindlichen Engstellen, die links und rechts vom Boot nicht viel Spielraum lassen, sowie an einer Baustelle mit Schwimmkran auf dem Kanal geht es vorbei bis zur Drehbrücke in Vendenheim. Dort schaltet die Ampel für Autofahrer auf Rot, die Drehbrücke öffnet sich mit einer 90-Grad-Drehung und wir kreuzen quasi auf Straßenniveau oder wie eine Eisenbahn mit unserem Boot. Cool!

Langsam erreichen wir die ersten Vororte von Strasbourg - hier wechseln sich gehobene Viertel mit weniger attraktiven Stadtteilen ab, bevor wir in der Ferne schon den imposanten Bau des Europäischen Parlaments erblicken.

Kanalarbeiten  Schleusentechnik  Drehbrücke in Vendenheim  Europäisches Parlament in Strasbourg

Europäisches Parlament in Strasbourg Noch eine letzte Schleuse, und wir sind richtig in Strasbourg drin. Das Europa-Viertel mit Europäischem Parlament, Europarat und Europäischem Gerichtshof für Menschenrechte wirkt aus dieser Froschperspektive vom Wasser her sehr beeindruckend, und insbesondere die lange Glasfassade des Parlaments erweckt in mir die Frage, wie lange hier wohl Glasreiniger zugange sind ...

In Strasbourg müssen wir nun aufpassen, denn es gibt einige Kanäle und Schleusen, in die keine Hausboote einbiegen dürfen, so auch zum Beispiel die große Schleuse, die den Rhein-Marne-Kanal vom Rhein trennt. Aber ich bin mir sicher: man hätte uns dort sowieso nicht durchgelassen. Auf das moderne Europaviertel folgt ein wenig schmucker Industriehafen mit Stahlindustrie, die einen entsprechenden Geruch verströmt. Am gegenüberliegenden Ufer liegen ehemalige Frachtschiffe, die heute wohl nur noch als Hausboote, also Wohnboote, fungieren. Das hat auch einen gewissen Charme.

Als wir an dem ersten Sportboothafen vorbei sind - dieser liegt wenig idyllisch direkt am Industriehafen - geht unser Bootsmotor aus und aus der Motorklappe am Heck des Bootes steigt dichter Qualm. Uuuuups, was ist denn nun los? Ich räume in Weltrekordzeit die beiden Klappräder, die wir dort befestigt haben, los, während wir versuchen, ohne Motorkraft - denn der will partout nicht mehr anspringen - die Kaimauer zu erreichen.

Schleuse zum Rhein  Carpe Diem  Strasbourg - tatsächlich  Der ultimative Ratgeber für alles

Ancienne Douanne - das Alte Zollhaus in Strasbourg Allgemeines Rätseln nach dem Öffnen der Motorklappe - auf den ersten Blick ist nichts zu sehen. Oder doch: ein Schlauch hat sich gelöst, es scheint mit dem Kühlsystem zusammen zu hängen. Wir verdrehen insgeheim die Augen, denn das Boot hat von Anfang an - äußerlich - einen schon leicht in die Jahre gekommenen Eindruck gemacht.

Mein Schwager telefoniert mit der Basis, ein Techniker macht sich auf den Weg - und benötigt für diesen ca. 1,5 Stunden, die wir wartend und grübelnd in der heißen Nachmittagssonne verbringen. So ein Mist, und das so kurz vor dem Ziel! Wir wollten eigentlich heute noch den ca. 1km weiter gelegenen Sportboothafen in Altstadtnähe erreichen.

Der Techniker kommt, untersucht alles Mögliche ... und vermittelt uns nicht unbedingt den Eindruck, dass unser Boot in Kürze wieder flott sein wird. Meine Schwester sitzt derweil am Ufer im Schatten und hat sich in Dieter Nuhrs "Der ultimative Ratgeber für Alles" vertieft. Welch passender Titel! Nur - er hilft uns leider in diesem Fall nicht weiter.

Auch der Techniker kann wenig tun, da er das erforderliche Ersatzteil - ein Gummizahnrad - nicht in der passenden Größe dabei hat und auf die Schnelle kein neues Rad erfinden ... äh: besorgen kann. So verlässt er unsmit dem Versprechen, dass am kommenden Morgen ein anderer Techniker uns weiterhelfen wird. Wir nehmen dies so hin und machen uns gegen 18h00 auf den Weg in die Innenstadt, die glücklicherweise in ca.
25 Minuten zu Fuß zu erreichen ist.

Strasbourg, Quai des Alpes - eine Mischung aus Alt und Moderne Wir alle haben Lust auf Bier und elsässische Küche! Unterwegs treffen wir unsere besorgten Schweizer Begleiter, die zwischenzeitlich im schönen Sportboothafen festgemacht haben und uns für den nächsten Tag einen Liegeplatz reservieren wollen. Wir hatten von vorneherein zwei Übernachtungen in Strasbourg geplant, um uns die Stadt anschauen zu können.

Nach einem kurzen Walk durch Strasbourg finden wir im Alten Zollhaus "Ancienne Douane" einen hübschen Platz auf der Terrasse, stillen den Durst mit Alsterwasser, pardon: Panaché und Bier, bzw. nicht-alkoholischen Getränken für die Kinder und Wasser für den Hund und studieren die Speisekarte. Hmmm, jaaaa, es klingt nach elsässischer Küche, ist in meinen Augen aber ein wenig Touristennepp. Aber alle anderen sind glücklich und zufrieden, was soll´s. Es ist trotzdem ein schöner Abend.

Auf dem Rückweg durch die Abenddämmerung schieße ich noch das ein oder andere nette Foto mit entsprechender Beleuchtung. Die gedämpften Stadtgeräusche lassen uns später trotz allem einschlafen.

Wir haben heute 11 Schleusen gemeistert. Die 12. ist uns leider nicht vergönnt gewesen, sonst hätten wir es ans angestrebte Ziel geschafft.



Der 27.06.2011 in Bildern

Der nächste Tag: 28.06.2011