30.06.2011: Nervige Wartezeiten und gespenstige Atmosphäre. Von Dettwiller bis hinter Xouaxange.

Hügelig und kurvenreich - ein Motorradrevier Der Regen hat aufgehört. Am Morgen werde ich gegen 8h00 früh durch die Stimme meines Vaters geweckt. Plaudert er etwa schon mit den Schweizern? Nein, mit einem Arbeiter, der am Ufer auf einen Schwerlastkran wartet, um dort irrtümlicherweise abgeladenes Material für den Ausbau der TGV-Strecke wieder aufladen zu lassen. Das geht nur mit schwerem Gerät.

Als wir beim Frühstück sitzen, kommt eben jener Kran auch angefahren und wir schauen ein wenig Reality-Frühstücksfernsehen.

Aber da wir ja nicht anderen dauerhaft bei der Arbeit zusehen wollen, machen wir uns bald auf den Weg und erreichen im späten Vormittag Saverne, wo wir genau auf das Rohan-Schloss zufahren. Es sieht in seiner ganzen Breite - und nun auch ohne Flohmarkt - sehr beeindruckend aus.

Wir konzentrieren uns derweil auf den Schleusenvorgang der mit 5,50m höchsten zu bewältigenden Höhendifferenz auf unserer Fahrt, sieht man vom Schiffshebewerk ab. Das Festmachen klappt nicht so ganz reibungslos, aber einmal drin in der Schleuse, wirkt der Vorgang nicht mehr ganz so spektakulär wie befürchtet.


Rohan-Schloss in Saverne  Schleusengang in Saverne - alles halb so wild  Ehemaliges Schleusenwärterhäuschen an Schleuse Nr. 20  Anfahrt auf Lutzelbourg

Schiffshebewerk Saint-Louis Arzwiller? Nun folgt wieder das landschaftlich attraktive Teilstück zwischen Saverne und Lutzelbourg. Interessant, wie unterschiedlich Landschaften aus verschiedenen Richtungen wirken können. Die Fahrt macht Laune, ich verbringe viel Zeit an Deck, auch wenn die Temperaturen ziemlich abgekühlt sind und Kurzärmeliges gar nicht mehr in Frage kommt.

Für die Schweizer Freunde folgt ab Lutzelbourg, wo sie ihr Boot gemietet haben, Neuland und mit Schiffshebewerk und Tunnel etwas mehr Spannung. Diese legt sich aber am Schiffshebewerk von Saint-Louis Arzwiller, als wir elend lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Die hier verkehrenden Ausflugsschiffe haben Vorfahrt, und so dauert es eine Weile, bis wir nacheinander hochschleusen können.

Unser Hund genießt derweil die Wartezeit, bekommt im frisch gemähten Gras wahre Rennanfälle und buddelt sich halb unter Erde, als der Geruch von Feld- oder Wühlmäusen aufgenommen wird.

Irgendwann haben wir es geschafft, befinden uns 45m höher auf dem Kanal wieder und steuern die beiden Tunnel von Arzwiller und Niederviller an. Aufgrund des Dauerregens vom Vortag und der waldreichen Umgebung liegt eine ziemliche Feuchtigkeit in der Luft - auch in den Tunnel! Das Boot der Schweizer fährt voran und macht, von hinten betrachtet, fast einen gespenstischen Eindruck. Jack Sparrow lässt grüßen!


Schiffshebewerk Saint-Louis Arzwiller  Deutsche Sprache schwere Sprache  Einfahrt in den Tunnel von Arzwiller, 2.306m lang  Gespenstische Atmosphäre im Tunnel von Arzwiller

Kanalbrücke bei La Forge Wir überlegen derweil, was wir zu Abend essen wollen und beschließen, an unserer Basisstation in Hesse kurz Halt zu machen - wir liegen super in der Zeit - um von dort mit dem PKW zum großen Supermarkt ins wenige Kilometer entfernte Sarrebourg zu fahren. Gesagt, getan, und so macht sich in Hesse ein Teil der Truppe auf den Weg nach Sarrebourg, der andere Teil genießt entspannte Momente im Hafen von Hesse.

Meine Schwester und ich läuten mit einem Glas Weißwein den Feierabend ein. Auch wenn wir noch ein Stück weiterfahren wissen wir, dass nun keine Schleuse mehr folgt.

Nachdem wir mit Proviant versorgt sind, machen wir Leinen los und steuern in Richtung Nancy. Der Kanal führt in Kurven durch sehr dicht bewachsene Baumlandschaft, an denen hin und wieder Hinweisschilder "Chute des Pierres" vor Steinschlag warnen. Was? Betrifft dies auch uns???

Mit dem Überqueren der Kanalbrücke bei La Forge erleben wir noch eine kleine Besonderheit: hier führt die Straße unter der Kanalbrücke längs (ich werde am kommenden Tag ein wenig Zeit zum Fotografieren haben).


Spätnachmittagsstimmung im Hafen von Hesse  Urwaldähnliche Verhältnisse mit Achtung-Steinschlag-Schildern  Blick zurück auf Xouaxange  Festgemacht

Abendstimmung am Kanal bei Xouaxange Hinter Xouaxange beschließen wir festzumachen - und suchen uns den Platz aus, an dem wir am längsten Sonne haben werden. Grill & Co. werden ausgepackt, mein 11-jähriger Neffe scheucht erst meine Mutter, dann mich beim Federballspiel über die Wiese, was beim Hund die Jagdlust auf den Federball weckt!

Wir werden auf ein Glas Wein bei den Schweizern eingeladen. Es herrscht eine richtig schön entspannte, gute Stimmung. Der wohl schönste Abend dieser Woche.

Die folgende Nacht ist die ruhigste, die wir erleben - kein Auto, keine Bahn weit und breit, nur Natur pur.

Heute haben wir 18 Schleusen (Rekord!), ein Schiffshebewerk und 2 Tunnel gemeistert ... wir fühlen uns schon als alte Hasen. ;-)



Der 30.06.2011 in Bildern

Der nächste Tag: 01.07.2011