Dienstag, 23.08.2011: Von Rijeka über Senj nach Jablanac mit Abstecher durch´s Landesinnere (ca. 220km)

Jugendherberge in Rijeka Am Ende dieses Tages werden wir das Gefühl haben, ganz Kroatien komprimiert an einem Tag erlebt zu haben - Küstenstraße, Landesinnere, Bauernhöfe, Schotterstrecke, atemberaubende Meerblicke ... alles da!

Um 7h30 sitzen wir schon beim - naja, wenn es den Namen überhaupt verdient - Frühstück. Wir wollen spätestens um 9h00 los, was uns auch gelingt. Allerdings verlieren wir dann ein wenig Zeit durch den Stadtverkehr von Rijeka und auf den ersten 30 km der Jadranska Magistrala (Küstenstraße), die sich als alles andere als idyllisch entpuppt. Starker und zähfließender Verkehr, deutsche Bauhaus-Werbung ... neee, so haben wir uns Kroatien nicht vorgestellt!?

Ab Crikvenika wird es dann ein wenig besser und wir legen in Novi Vinodolski eine erste Pause ein und nehmen dort ein Stück Kroatien wahr, wie wir es uns vorgestellt haben. Blaues Meer, Felsen, netter Ort. Witzig: die Tankstelle am Hafenbecken hat hier eine Doppelfunktion - sie ist sowohl für den Straßenverkehr als auch für den Wasserverkehr eine Anlaufstelle.

Wir werfen einen kurzen Blick auf die Karte - ich möchte die im Reiseführer empfohlene Bergstrecke bei Senj befahren, um dann wenig später ins Landesinnere abzubiegen und ein paar - bis dato nicht näher definierte - Strecken unter die Räder zu nehmen.

Novi Vinodolvski Auf der Karte sind sie als weiße Sträßchen eingezeichnet. Die befahren wir in Deutschland doch auch so gerne!? Später soll uns der Weg dann wieder an die Küste führen. Bis wohin wollen wir heute eigentlich kommen? Zadar? 230km - das sollte doch locker zu schaffen sein!?

Also auf in Richtung Senj und dann ab ins Gebirge. Unterwegs entdecken wir zweimal die berüchtigte Polizei mit Laserpistolen, aber noch sind wir eingeschüchtert und halten uns brav an Geschwindigkeitsbeschränkungen.

Die Bergstrecke nach Senj hoch beginnt verlockend kurvig ... bis wir uns plötzlich am Ende einer Autoschlange befinden, an deren Kopf ein LKW kriecht. Bäh, ich hasse solche Situationen. Überholen im unübersichtlichen Terrain. Aber die Hitze lässt uns schnell alle Bedenken vergessen und so arbeiten wir uns zügig an die Spitze heran. Geschafft.

Ein paar flotte Kurven folgen - dann der Blick auf die Karte. "Mensch, hier irgendwo müsste es doch rechts ab gehen?" Wir fahren noch ein Stück den Berg hoch und wenden schließlich an einer übersichtlichen Stelle. Noch einmal ein Blick auf die Karte ... und wir fahren wieder ein Stück den Berg herunter und an der gesamten Schlange vorbei, die wir vorhin so todesmutig überholt haben.

Ah, hier ist ein Abzweig. Also rein ins Gelände.

Tankstelle fü PKW und Boote in Novi Vinodolvski  K&üstenstraße  Landesinnere bei Melnice, nahe Senj  Einweihung der neuen Stehtische, bei Melnice, nahe Senj

Panorama-Blick auf Pag bei Melnice, nahe Senj

Pause in Krasno Polje Es beginnt eine kleine Erkundungstour durch das kroatische Landes-
innere
, mit kleinen Sträßchen, deren Zustand zunehmend schlechter wird. Abzweigungen sind kaum ausgeschildert, Ortsnamen auf keiner Karte zu finden. Ok, dann geht´s halt mehr oder weniger der Nase nach. Das bringt uns sackgassenmäßig auf Bauernhöfen zum Wenden, wo wir anhand der Gesichter der Bewohner uns sicher sind, dass wir das Gesprächsthema für die nächsten Wochen bilden.

Wir merken, dass wir so nicht wirklich vorankommen und fahren wieder zu Hauptstraße und Bergstrecke zurück. Doch der Umweg hat sich gelohnt, wir kommen in den Genuss einer Wahnsinnsaussicht über das Mittelmeer und die kroatische Inselwelt.

Zurück auf der Bergstrecke geht es wieder hinauf bis Melnice, wo wir uns abermals ins Landesinnere begeben. In einem Waldstück weihen wir Kerstins neue Koffer als Stehtische ein und packen unser Mittagessen aus. Etwas später landen wir abermals auf einem Bauernhof. Dort versucht man hilfsbereit - mehr mit Gesten als mit Worten - uns anhand der Karte zu erklären, wie wir am besten zur Hauptstraße zurückkommen. So ganz verständlich ist es nun nicht, aber wir finden trotzdem den Weg.

Über Hrvatsko Polje und dann über wunderschöne, kurvenreiche (aber leider auch dreckreiche) Strecken geht es über Svica nach Krasno Polje, wo wir im Schatten der dortigen Kirche eine längere Pause einlegen.

Schotter oder nicht Schotter - die große Frage bei Stirovača  8,5km Schotterstrecke zwischen Stirovača und Veliki Alan  8,5km Schotterstrecke zwischen Stirovača und Veliki Alan  Nach Schotter und Waldstrecke die Wahnsinnsaussicht bei Veliki Alan

Nach Schotter und Waldstrecke die Wahnsinnsaussicht bei Veliki Alan So langsam wird uns bewusst, dass wir die Hitze in Kroatien vorab so gar nicht einordnen konnten. Wir zerfließen in unseren Lederkombis und stellen fest, dass die Zeit weitaus fortgeschrittener ist als geplant.

Über Veliki Kojak geht es über eine bezaubernde und ziemlich lange Strecke auf einer kleinen Straße durch den Wald in Richtung Stirovac. Bald muss doch ein Abzweig kommen, der uns wieder in Richtung Küste führt!? Tut er ... und wir wollen unseren Augen nicht trauen.

Bis zum nächsten Küstenort Jablanac sind es 30 km, sagt das Schild. Unser Blick fällt ungläubig auf den Schotter, der sich als Straße ausgibt. 30 km??? Äh, da muss es doch eine Alternative geben!? Glücklicherweise sind Menschen zu sehen und ich versuche auf Englisch herauszufinden, ob die Schotterstrecke tatsächlich so lang ist. Nein, sagt eine freundliche Frau zu mir, das wären nur ca. 8,5km und die Straße wär ganz harmlos. Das gebe ich so an meine Mit(st)reiterinnen weiter.

Nach wie vor ein leichtes Zögern - nicht bei Kerstin (die müssen wir mit ihrer GS nicht fragen), aber bei Iris, die ihre noch recht neue Maschine nur ungern durch solches Terrain scheuchen möchte. Insgeheim wäre ich nicht traurig, wenn Iris ablehnen würde, aber - zack! - fährt sie los, biegt in den Schotterwald ein und verharrt nach dem Motto "Was ist, kommt ihr?" Na gut, wenn´s denn sein muss.

Hafen von Jablanac Die Strecke bietet zunächst ein paar schweißtreibende Einlagen in Form von ausgewaschenen, tiefen Senken, in denen der lose Schotter sich angesammelt hat. Das Vorderrad schwimmt teilweise arg und ich denke nur "Bloß nicht hinlegen." Später wird die Strecke flacher und außer ein paar Schlaglöchern relativ gut zu befahren.

Nach gefühlten 30km hat uns der feste Boden wieder. Die Motorräder sehen aus wie Sau, aber wir fühlen uns wie die Könige und sind stolz wie Harry! Wow, der Urlaub geht ja gut los. Und es kommt noch besser. Der Weg von Veliki Alan zur Küste runter führt über eine nette kurven-
reiche Strecke
, die uns immer wieder atemberaubende Blicke aufs Meer bietet. Wir legen einen Fotostopp ein und saugen Landschaft und Atmosphäre in uns ein.

Ein Blick auf den Tageskilometerzähler lässt uns auf Tankstellensuche gehen. Und ein Supermarkt für Wasser wäre auch prima. Also ab in Richtung Jablanac. Die erste Tankstelle ist eine Fehlanzeige. Sie wird von einem Wohnwagen blockiert, wir haben keine Lust auf Warten und setzen unsere Suche im nächsten Ort Jablanac, direkt am Wasser gelegen, fort.

Der Ort schaut auf der Karte groß genug aus für eine Tankstelle und einen Supermarkt. Schaut aber leider nur so aus. Stattdessen landen wir wenig später am Hafenbecken, wo von aus auch die Fähre zur Insel Rab ablegt. Hey, das macht ja einen schnuckeligen Eindruck hier!

Hafen von Jablanac Wir parken vor dem einzig sichtbaren Hotel, schauen erst die Fassade und dann uns an und befürchten einen hohen Zimmerpreis. Dazu der Name "Lux". Sei´s drum, fragen kost´ nix und die Zeit ist mittlerweile fortgeschritten. Welche Überraschung - man spricht Deutsch - und wir bekommen ein Doppelzimmer mit vier Betten, die modern - und mit Klimaanlage - ausgestattet sind zu einem absolut akzeptablen Preis. Wir sind begeistert. Im angeschlossenen Restaurant bietet man uns für abends eine Fischplatte an.

Vorher gönnen wir uns auf unserem Hotelzimmer das wohlverdiente Zisch!, das Iris am Kiosk neben dem Hotel besorgt hat. Ich mache anschließend noch einen kleinen Spaziergang mit dem Fotoapparat und fange die eine oder andere Stimmung in der Dämmerung ein.

Das Abendessen später auf der Hotelterrasse mit Blick auf den kleinen Hafen und die Rab-Fähre ist ein kulinarisches Verwöhnprogramm: gegrillte Dorade, gegrillter Wolfsbarsch, dazu Calamares (Pulpe und Tentakel), Langusten und Garnelen, dazu in Butter geschwenkte Kartoffeln und Mangold - ein Gedicht! Hier wird die Latte für den Rest des Urlaubs richtig hochgelegt!

Pappsatt, aber völlig zufrieden und mit einem Verdauungs-Slivovitz intus machen wir noch einen kleinen Spaziergang am Hafen von Jablanac entlang, bevor um Mitternacht in unserem Zimmer das Licht ausgeht.

Die Bauhaus-Werbung an der Küstenstraße hinter Rijeka, das Mittagessen mit "Stehtischen" im Wald, die erstaunten Gesichter auf den Bauernhöfen, die lange Pause an dem idyllischen Fleckchen bei der Kirche von Krasno Polje, das Meistern der Schotterstrecke, der traumhafte Panoramablick bei Veliki Alan, das tolle Hotel, die Atmosphäre am Hafen - wir sind uns einig:

ALLES RICHTIG GEMACHT!