Mittwoch, 24.08.2011: Von Jablanac über Zadar nach Šibenik (ca. 200km)

Küstenstraße Ein Tag, an dem wir frühzeitig davon überzeugt werden, dass wir die Hitze so überhaupt nicht eingeschätzt haben und unsere Reise- und Tagesgestaltung umdenken werden. Außerdem das erste Mal das Bewusstsein für unterschiedliche Wünsche, Kompromisse und der Umgang mit unterschwelligen Missstimmungen.

Wir beginnen den Tag mit einem gemütlichen Frühstück auf der Hotelterrasse in Jablanac und starten von dort gegen 10h00. Auf dem Programm steht Zadar inklusive Besichtigung, das Tagesziel soll ein deutliches Stück weiter südlich liegen.

Doch schon gleich am Ortsausgang, wo das Tanken in praller Sonne zu einer schweißtreibenden Angelegenheit wird, stellen sich erste leise Zweifel hinsichtlich einer Stadtbesichtigung in Motorradklamotten und bei DEN Temperaturen ein.

Auf der Jadranska Magistrala schlängeln wir uns an der Küste längs. Wir haben kaum Verkehr und können die Aussicht auf die Berge zur Linken und das Meer mit seinen Inselgruppen zur Rechten genießen. Ein wenig nervig sind allerdings die - für uns - unverständlichen Geschwindig-
keitsbeschränkungen
in den Kurven, die uns auf bis 30km/h herunterbremsen sollen! :-O

Küstenstraße Überhaupt zeigt sich die Geschwindigkeitsregelung ein wenig unstet - zwischen 30km/h und 90km/h ist alles vorhanden, häufig fehlen die Schilder, die die Begrenzung aufheben und Ortsdurchfahrten werden uns bis zum Ende der Reise ein Rätsel bleiben - hier gilt alles Mögliche.

Hinter Karlobag machen wir eine kurze Pause. Eigentlich ein schöner Platz mit einer tollen Aussicht auf die Blauschattierungen der Adria und der Küste, aber leider in der prallen Sonne, so dass wir uns nicht lange aufhalten. Bei Jasenice verlassen wir die Küste, um in Richtung Zadar abzubiegen.

Hier herrscht die Hitze wie eine heiße Wand, dazu wirkt die Landschaft ein wenig öde und verdorrt, was in dieser Kombination nicht als psychologisch wertvoll einzustufen ist.

Nachdem wir die weniger attraktiven Vororte von Zadar durchquert haben, stellen wir gegen 12h00 unsere Motorräder am Fuße der die Altstadt umrandenden Stadtmauer ab. Nix wie ab in den Schatten, den wir auf der Stadtmauer finden.

Küstenstraße  Zadar  Zadar  Zadar - Stadttor

Kontraste - an der Meeresorgel von Zadar Iris und ich signalisieren, dass wir auf eine Stadtbesichtigung per pedes bei den Konditionen so gar keine Lust haben, Kerstin blättert still in ihrem Reiseführer - wir spüren, dass sie es gerne möchte. Erster Moment der Bewährung - wie finden wir einen guten Kompromiss?

Iris und ich haben so etwas wie ein schlechtes Gewissen. Einerseits ist es schade, von dieser Stadt nicht viel zu sehen, andererseits ist uns unsere körperliche Verfassung wichtig(er).

Wir beschließen, zwei Stunden Pause einzulegen - und das ab heute für jeden Tag von ca. 13h00-15h00 - und dann später wenigstens die Meeresorgel noch anzuschauen.

Unser Tagesziel soll Šibenik werden, wo wir - sozusagen als Entschä-
digung für Zadar - zwei Nächte verbringen werden, um wenigstens dort Zeit für eine Besichtigung der Stadt und auch des Krka-Nationalparks zu haben.

Ausgeruht und mit ausreichend Flüssigkeit intus bewegen wir etwas später uns und unsere Motorräder um die nördliche Spitze von Zadar in Richtung Meeresorgel, finden einen genialen Parkplatz just vor dem Polizeigebäude und laufen die wenigen Meter zur Meeresorgel vor.

Meeresorgel von Zadar Diese eigentümliche, 2005 vom Architekten Nikola Basic geschaffene Konstruktion erzeugt durch Wellenbewegung Töne - mich erinnern sie an die Geräusche, die beim Pusten über eine Bierflaschenöffnung entstehen.

Durch die Wellen des Meeres wird Luft in Orgelpfeifen gepresst, je nach Wellengeschwindigkeit und Pfeifengrße erklingen somit verschiedene Töne. Neben der Meeresorgel erstreckt sich eine kreisrunde Glasfläche von ca. 22m Durchmesser - hierunter befindet sich Pozdrav suncu, eine Sonnenkollektorenanlage, die bis zu 15KW Strom erzeugen kann.

Mit dem Sonnenuntergang werden hier eingebaute Lichtelemente eingeschaltet, die ein eindrucksvolles Lichtspiel erzeugen - gemeinsam mit der Melodie der Meeresorgel soll dies ein tolles Erlebnis sein, was wir aber aufgrund unserer Tagesplanung nicht mitbekommen.

Nach einer Kaffeepause in der Nähe der Meeresorgel - wir haben beschlossen, den Rest des Tages ruhig anzugehen - fahren wir die restlichen, landschaftlich zum Teil nicht so spannenden ca. 70km über die Nationalstraße 8 an der Küste längs und an Biograd und Vodice vorbei nach Šibenik, wo wir nach einem kurzen Besuch in der Touristeninformation ein charmantes Apartment direkt am Hafen vermittelt bekommen.

Meeresorgel von Zadar  Meeresorgel von Zadar  Weiter geht´s in Zadar  Abenddämmerung in Šibenik

Die Stadtloggia am Abend in Šibenik Vorher müssen Iris und ich allerdings noch einen Kroaten abwimmeln, der - mit Topffrisur und piepsiger Stimme - urplötzlich auf uns zugehüpft (im wahrsten Sinne des Wortes!) kommt. Seinem "You need a room?" können wir gerade so entgehen, indem wir uns in die direkt hinter ihm befindliche Touristeninformation flüchten.

Wir kriegen uns vor Lachen nicht mehr ein, als wir später Kerstin von der Begegnung erzählen und versuchen, sie 1:1 rüberzubringen. Komisch, dass der uns Frauen angesprochen hat!?

Beim Gepäckabladen entdecke ich einen kleinen, aber frischen Ölfleck unter meinem Motorrad. Vom Motor oder Ölfilter kommt der nicht! Eine Ahnung beschleicht mich, die sich beim Abnehmen der Sitzbank bestätigt - mein permanenter Störenfried, der Kettenöler, muckt mal wieder. Der Schlauch (eine Steckverbindung) am Durchflussventil hat sich gelöst und das Öl ist munter zwischen Vorder- und Hinterrad heruntergetropft. Mir wird kurz mulmig - nicht auszudenken was hätte passieren können, wenn das Öl aufs Hinterrad geraten wäre. :-/

Somit legen wir auch heute wieder eine Basteleinheit ein, der Schlauch wird wieder eingesteckt, der Halt kontrolliert, das Motorrad so weit wie möglich vom Öl gesäubert. Puuuh.

Wir schleppen unser Gepäck in den 2. Stock, werden für die Mühen mit einer wunderschönen Aussicht auf die Krka-Mündung und die gegenüberliegende Landzunge, die hier aber wie ein Meeresarm wirkt, belohnt.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben, genießen wir erst einmal ein Zisch! - oder auch zwei - in einer Bar an der Meerespromenade und schlendern wenig später durch die wunderschöne und autofreie Altstadt von Šibenik.

Beim Abendessen lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren, sprechen über die Situation und Stimmung in Zadar und die daraus gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse, freuen uns über die wunderschöne Unterkunft, die wir gefunden haben und befinden:

ALLES RICHTIG GEMACHT!