Sonntag, 28.08.2011: Von Dubrovnik über Pelješac und Ploče nach Makarska (ca. 230km)

Do viđenja, Dubrovnik! Ein komisches Gefühl - ab heute bewegen wir uns wieder in Richtung Norden und somit im weitesten Sinne gen Heimat, obwohl wir noch nicht einmal die Hälfte der Zeit umhaben. Unsere Pläne für den heutigen Tag sind wenig konkret, und das ist auch gut so. So bleibt uns Zeit für einen Besuch in der Notaufnahme des Krankenhauses von Ploče, der den gemeinsamen restlichen Urlaub retten wird.

Wir sitzen um 9h00 auf unseren Motorrädern und begeben uns über die Hängebrücke über die Ombla raus aus der Stadt. Nach einem nervigen Tankstopp - eine Motorradgruppe aus Frankreich blockiert die Zufahrten zu den Zapfsäulen - biegen wir ab auf die Halbinsel Pelješac.

Ursprünglich wollte ich bis auf die Insel Korčula, die mit Pelješac zu den führenden kroatischen Weinbauregionen zählt, was aber aus Zeitgründen schnell abgeschrieben wird.

Die Halbinsel Pelješac ist alleine landschaftlich gesehen schon einen Besuch wert - während die Nordostküste mit ihrer Kargheit fast skandinavische Züge aufweist, bietet die Südwestküste das mediterrane Bild. Hier findet man neben Weingärten auch Feigen- und Zitruskulturen.

Vorbei geht es an Ston, sozusagen das Tor zur Halbinsel Pelješac. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn eine lange und intakte Wehrmauer zieht sich die Hänge hinauf und riegelt den Ort regelrecht ab.

Verteidigungsmauer von Ston Die Meeressalinen von Ston waren früher eine der wichtigsten Einnahmequellen Dubrovniks, sie galt es zu schützen und zu verteidigen, und so wurde im 15 Jh. die heute noch erhaltene Wehranlage gebaut. Wirkt wie die Chinesische Mauer in klein.

Landschaft und Straßen auf Pelješac bieten einen echten Reiz - es gibt nette, kurvige Sträßchen, die durch Weingärten hindurchführen, dann immer wieder mal einen Blick auf das Meer sowie die Berge rundherum (die höchste Erhebung ist der Sveti Ilija mit 960m).

Während der Fahrt habe ich beim Blick in den Rückspiegel immer wieder das Gefühl, dass Iris sich zurückfallen lässt. Bei einer Pause in der Nähe von Janinja frage ich sie, ob alles ok ist, woraufhin sie entgegnet, dass sie ernsthaft am Überlegen ist, nach Hause zu fahren. Wie bitte??? Die Erklärung folgt prompt - Mückenstiche am Unterschenkel haben sich infolge von Hitze, Schweiß und fehlender Luftzufuhr zu einer schmerzhaften Entzündung entwickelt.

Wir überlegen, welche Alternativen es gibt. Ein Arztbesuch - auf einen Sonntag ein wenig schwierig, aber Kerstins Navi spuckt die Adresse des Hospitals in Ploče, der nächstgelegenen Stadt, aus. Da wird es ja wohl eine Notaufnahme geben!? Also auf nach Ploče, wo tatsächlich der weitere Urlaub zu Dritt gerettet wird.

Auf Pelješac  Grenze zu Bosnien-Herzegowina  Neretva-Delta kurz vor Ploče  Krankenhausaufenthalt in Ploče

Aluminij Mostar - bosnischer Umschlaghafen auf kroatischem Grund Ohne Zeit zu verlieren geht es durch Bosnien-Herzegowina und am Neretva-Delta vorbei nach Ploče ins Hospital. Die diensthabende Ärztin erkennt das Problem und so kommunizieren wir auf Französisch (!) und mit Händen und Füßen über unser weiteres Vorgehen. Sie empfiehlt Iris 4-5 Ruhetage, fügt aber beim Blick auf unsere Bekleidung gleich hinzu "Das geht wohl nicht, oder?" Richtig erkannt.

Nach einer Behandlung der Infektion gibt´s noch ein Rezept für eine Cortisonsalbe, und in Ermangelung von Bargeld unsererseits bzw. einer nicht möglichen Kartenzahlung wird die Behandlung als gute Tat gratis abgestempelt. Wir sind unglaublich dankbar und erleichtert.

Wir lassen uns für die Mittagspause vor einem Bistro am nicht wirklich idyllischen Hafen von Ploče nieder - hier fährt übrigens die Fähre nach Pelješac ab, allerdings in so großen Zeitabständen, dass wir mit der Rückfahrt über die Halbinsel und das Festland schneller vor Ort waren.

Wie soll es weiter gehen? Wir beschließen, heute noch bis Makarska zu fahren und dort zwei Nächte zu verbringen, um Iris einen Ruhetag zu ermöglichen. Da die Cetina-Schlucht und der Sveti Jure in der Nähe liegen, können Kerstin und ich so die noch geplanten Punkte abgrasen.

Die Stimmung ist schon wieder merklich besser. Im Nachmittag legen wir die ca. 50km bis nach Makarska zurück.

Deutsche Sprache schwere Sprache Als wir in die Stadt reinfahren, habe ich ein Déjà-Vu-Erlebnis: aus einer Seitenstraße kommt von links "Micky Mouse" (der nicht unattraktiv ausschauende Kroate, der uns zwei Tage vorher schon unbedingt eine Unterkunft andrehen wollte) auf einem Roller herausgeschossen. Klemmt sich erst neben Iris (vorneweg fahrend) und ringt - erfolglos - um ihre Aufmerksamkeit. Und lässt sich dann neben Kerstin zurückfallen, die genauso wenig reagiert.

Ich lach mich, von hinten das ganze Spektakel beobachtend, innerlich schlapp. Und natürlich, als wir die Motorräder geparkt haben, kommt er prompt wieder angelaufen "You need a room?" Iris´ harsches "No, thank you" und durchbohrender Blick lassen ihn dann allerdings ganz schnell und auf Nimmerwiedersehen von dannen ziehen.

Wir finden ein 3-Bett-Zimmer in einem Hotel mit Blick aufs Meer. Abends ziehen wir auf den belebten Hauptplatz und bekommen in einem leider etwas auf Touristennepp ausgelegten Restaurant einen Tisch.

Weder Essen noch Service sind sonderlich gut, und als der Kellner beim Abräumen fragt "Hat´s geschmeckt?" und Kerstin nach einem kurzen Zögern mit "Nicht wirklich", antwortet, zieht dieser mit einem "Danke" und ohne eine weitere Reaktion von dannen. Wir schauen ihm sprachlos hinterher.

Bei einem Zisch! lassen wir den Tag noch einmal Revue passieren - wie gut, dass wir nach Ploče ins Krankenhaus gefahren sind und wie toll, dass die Ärztin nichts berechnet hat (!) und wir somit den restlichen Urlaub wie geplant und vor allem gemeinsam fortsetzen können. Also:

ALLES RICHTIG GEMACHT!