Montag, 29.08.2011: Von Makarska durch die Cetina-Schlucht und auf den Sveti Jure, dann zurück nach Makarska (ca. 180km)

Am Ende des Kreuzwegs bei Kresevo Polje Heute werde ich den emotionalsten Moment im ganzen Urlaub erleben. Grandiose Landschaften, gepaart mit einer gehörigen Portion an intensivem Bewusstsein und tiefen Emotionen.

Wir lassen den Tag ruhig angehen, Kerstin und ich brechen gegen 10h15 zu unserer Cetina-Schlucht-Runde auf, während Iris einen Schontag im Hotel einlegt. Über die Jadranska Magistrala geht es in Richtung Norden bis kurz vor Brela, wo wir rechts abbiegen und uns den Berg in Richtung Zadvarje und Šestanovac und somit ins Landesinnere hochschrauben.

Nachdem wir die Autobahn gekreuzt haben, biegen wir links in Richtung Katuni und Kreševo Polje ab und fahren parallel zum Fluss Cetina und zur Autobahn.

Als wir plötzlich rechterhand hoch oben auf dem Berg ein riesiges weißes Kreuz erblicken halten wir und schauen uns an - keine Frage, wir wollen wissen, ob man dort hochfahren kann und schlagen den Weg gen Gipfel ein. Der entpuppt sich als steiler, aber gottseidank betonierter Kreuzweg.

Am Kreuz hoch oben angekommen bleiben wir abrupt stehen, denn urplötzlich geht der Beton in groben Schotter über. Na gut, erst mal Motorrad abstellen, später ist auch noch Zeit sich darüber Gedanken zu machen, wie wir gewendet bekommen.

Blick auf den Kreuzweg bei Kresevo Polje und die Cetina-Schlucht Die Aussicht von hier oben ist grandios - der Blick fällt über den zu unseren Füßen liegenden großen Friedhof von Katuni und weiter über die Cetina-Schlucht, deren Einschnitt und Verlauf wunderbar zu verfolgen ist, das noch weiße, weil relativ frisch in die Landschaft gefräste Band der Autobahn und im Hintergrund das Mosor-Gebirge, Teil des Dinarischen Küstengebirges, das das Landesinnere vom Mittelmeer trennt.

Wir lassen eine ganze Weile die Landschaft auf uns wirken, bevor wir uns der Herausforderung "Wendemanöver" widmen. Vorsichtig rollen wir nacheinander die Maschinen über den Schotter. "Bloß nicht ablegen!", bevor wir die steile Abfahrt mit den zwei Serpentinen herabrollen. Wir halten gleich wieder am Friedhof von Katuni und stellen fest, dass die gesamte bunte Blumenpracht dort ein künstliches Farbenspiel ist.

Kein Wunder, bei der Hitze würden echte Blumen nicht lange halten. Dennoch, für einen solch besinnlichen Ort mit eher traurigem Hintergrund ein richtig farbenfrohes Spektakel. Wir schlendern herum, entdecken alte Gräber aus dem 19 Jh. sowie eine Büste von Papst Johannes Paul II., dessen Präsenz dort sich uns aber nicht wirklich erschließt.

Wenige Kilometer später kreuzen wir bei Blato na Cetini die Cetina und fahren über Seoca, Cisla und Gata in Richtung Omiš. Hier sind wir ein ganzes Stück von der Cetina-Schlucht entfernt, entdecken aber das kroatische Landesinnere, so wie ich es mir vorstelle.

Auf dem Friedhof von Kresevo Polje  Auf dem Friedhof von Kresevo Polje  Im Landesinnern zwischen Kresevo Polje und Blato na Cetini  Blick auf den Eingang zur Cetina-Schlucht

Brücke über die Cetina Kleine Ortschaften, ein mediterraner Hauch, hier und da ein Weinberg, auch mal eine Burg. Kurz vor Omiš führt eine nette und frisch asphaltierte Serpentinenstrecke den Berg hinab und gibt einen ersten Blick in die Cetina-Schlucht frei, die an ihrem Ende, also kurz vorm Mittelmeer, relativ breit, aber dennoch beeindruckend ist. Bei Omiš quetscht sich die Cetina dann durch eine natürliche Felsengstelle in die Adria. Die ca. 300m über Omiš thronende Burgruine Starigrad erinnert daran, dass Omiš bis ins 14. Jh. eine Seeräuberhochburg war.

Wir biegen in Omiš dann endlich in die Cetina-Schlucht ab und machen wenige Kilometer später an einem kleinen Parkplatz Mittagspause und stellen erstaunt fest, dass die Cetina-Schlucht gar nicht so eng bzw. spektakulär wirkt. Vielleicht muss man sie mit dem Rafting-Boot erkunden? Zumindest ziehen zahlreiche von Kleinbussen gezogene und entsprechend beladene Anhänger an uns vorbei.

Wir setzen später unseren Weg in Richtung Svinisce, Kučiće und Vukosavici fort. Über eine kleine Serpentinenstrecke haben wir uns mittlerweile weg von der Cetina-Schlucht auf eine Art Hochebene bewegt, wo wieder zahlreiche Weingärten zu sehen sind.

Bei Podgrade halten wir noch einmal kurz, um die alte Steinbrücke über die Cetina zu fotografieren, bevor wir über Zadvarje unsere Runde um die Schlucht beenden.

Biokovo-Gebirge um den Sveti Jure Ein Blick auf die Uhr - es ist noch früh genug, um den Sveti Jure, zweithöchster Berg Kroatiens, in Angriff zu nehmen. So fahren wir auf der Jadranska Magistrala bis Makarska und biegen dort wieder links ab ins Landesinnere.

Nach wenigen, aber schön kurvenreichen Kilometern taucht linkerhand die Einfahrt zum Naturpark Biokovo auf, der einen Teil des Biokovo-Gebirges und somit auch den Sveti Jure erfasst. Der im Jahr 1981 gegründete Naturpark umfasst mit einer Länge von ca. 30km und durchschnittlicher Breite von 7km insgesamt eine Fläche von 19.550 Hektar.

Nachdem wir den Eintritt gezahlt haben und uns noch über Tempo-30-
Schilder wundern, geht es stetig bergauf. Zunächst durch Schwarz-
kiefernwälder
, später durch die das Gebiet bezeichnende Karstland-
schaft
. Die Straße wird zunehmend enger, die Kurven zunehmend unübersichtlicher, unser Tempo automatisch langsamer und ich verstehe so langsam, weshalb im Reiseführer steht, man sollte für die ca. 23km lange Auffahrt ca. 1 Stunde Fahrt einkalkulieren. Kein Scherz!

Funkturm auf dem Sveti Jure  Gerührt - und geschüttelt, 100.000 gemeinsame KM mit meiner Lieblingshornisse  Kapelle am Sveti Jure  Zur Kappelle am Sveti Jure, Blick gen Bosnien

Sveti Jure, 1.762m, zweithöchster Berg Kroatiens Die Auffahrt - übrigens die höchste asphaltierte Straße Kroatiens - ist echte Arbeit, macht aber unglaublich Spaß und bietet immer wieder tolle Einblicke in die mit Trichtern und Mulden versehene Karstlandschaft, auch wenn die teils verrostete Leitplanke nicht sonderlich vertrauens-
erweckend wirkt.

Ein Schmankerl folgt kurz vor dem Gipfel, als sich die Straße in gleichmäßigen Kehren gen Himmel schraubt. Wie berauscht - sowohl von Landschaft als auch Strecke - fahre ich um die letzte Kehre, die sich 180º-mäßig um den Gipfel schwingt - und habe das Gefühl ins Bodenlose zu fallen!

Mein Magen macht einen kleinen Sprung wie auf einer Achterbahnfahrt, als sich völlig unerwartet vor mir plötzlich die unendliche Weite des Landesinnern auftut! Bis dahin erfolgte die Bergfahrt ausschließlich auf der dem Meer zugewandten Seite, nie gab es vorher einen Blick hinter die Kulissen bzw. den Bergrücken.

Den zusätzlichen Gefühlskick verpasst mir die Tatsache, dass ich auf dem Weg zum Gipfel mit meiner Lieblingshornisse die gemeinsamen 100.000km absolviert habe. Was für ein Augenblick. Ich stelle meine Hornet ab und sinke neben ihr auf ein Mäuerchen und lasse den Blick zutiefst bewegt in dieses unglaublich beeindruckende Zeugnis von Mutter Natur gleiten.

Aussicht vom Sveti Jure

Aussicht vom Sveti Jure

Beeindruckt und überwältigt Ein paar Tränen der Rührung, der Ergriffenheit, tiefster Emotionen kullern die Wangen herunter. Ich bin in diesem Moment unendlich dankbar dafür hier sein zu dürfen, dies erleben, dies wahrnehmen zu dürfen und wertschätzen zu wissen.

Kerstin ist genauso beeindruckt und wir versuchen, dies mit unseren Fotoapparaten festzuhalten, wohlwissend, dass dies kaum so gelingt. Ein schmaler Pfad windet sich um den auf der Gipfelspitze befindlichen Sendeturm und führt zu einer kleinen Kapelle, wo wir ebenfalls einen Moment verweilen und froh darüber sind, dass hier kein Touristenandrang herrscht. Nur eine Handvoll Autos hat den Weg nach oben unternommen.

Als wir wieder bei unseren Motorrädern sind, erhalten wir von einem Naturpark-Ranger namens Ante, der mal einige Zeit in Cuxhaven/ Norddeutschland verbracht hat, noch umfangreiche Auskünfte über den Naturpark und die Landschaft. Sehr informativ, sehr nett.

Aussicht vom Sveti Jure Richtung

Aussicht vom Sveti Jure

Abfahrt vom Sveti Jure Schließlich begeben wir uns wieder auf Talfahrt, und dieses Mal lasse ich Kerstin vorweg fahren, so dass wir beide später in den Genuss von schönen Fahraufnahmen kommen.

Ein kurze Kaffeepause auf halber Strecke bietet uns noch ein tierisches Vergnügen, als zunächst Kuhglockengeläut ertönt, auf das ein kräftiges Muhen folgt und plötzlich mehrere Kühe hinter dem Haus hervorkommen und über den Parkplatz trotten. Kuh meets Q. Wir grinsen und nehmen die letzten Kilometer nach Makarska in Angriff.

Im Hotel angekommen fällt es uns schwer, Iris gegenüber unsere Euphorie zu bremsen. Wir hätten sie so gerne dabei gehabt, um mit ihr diese unglaublichen Eindrücke zu teilen. Immerhin - ihr bzw. ihrer Entzündung hat der Ruhetag sehr gut getan.

Wir nehmen das allabendliche Zisch! sowie Abendessen vor unserem Hotel ein - es schmeckt uns deutlich besser als am Vorabend - als plötzlich laute Volksmusik (live!) erklingt. Auf dem nahe gelegenen Hauptplatz von Makarska findet ein Folklore-Abend statt. Nun denn, auch dies sollte man erlebt haben. Und wir stellen wieder einmal fest:

ALLES RICHTIG GEMACHT!

Abfahrt vom Sveti Jure  Abfahrt vom Sveti Jure  Abfahrt vom Sveti Jure  Abfahrt vom Sveti Jure