Freitag, 02.09.2011: Von Vellach am Seebergsattel über Deutsch Griffen nach St. Martin am Tennengebirge (ca. 300km)

Auf dem Weg gen Norden Heute stehen ein Wiedersehen nach 29 Jahren, weitere Auffrischung von Erinnerungen sowie ein gelungener Überraschungsbesuch, der uns einmal mehr eine wunderschöne Unterkunft beschert, auf dem Programm.

Unsere Abreise von Bad Vellach verzögert sich ein wenig, da Kerstin für die Bezahlung des Hotelzimmers zunächst auf die Suche nach einem Geldautomaten begibt. Es ist zugleich der erste Check, ob wenigstens in Österreich der Geldautomat was ausspuckt, was er ja in Kroatien nicht getan hat. Die Suche endet erfolgreich, Kerstin ist erleichtert, und nach Begleichen der Hotelrechnung brechen wir auf.

Die Route führt durch das Vellachtal über Völkermarkt, später über Eberstein mit seinem schönen, auf einem Felsen über dem Ort thronenden gleichnamigen Schloss durch das Görtschitztal, bevor wir über Guttaring ins Gurktal einbiegen. Weiter geht´s durch das - wenig französische - Straßburg mit der gleichnamigen Burg und wir nähern uns Deutsch-Griffen.

Meine Spannung steigt - schon am Vorabend hatte ich bei der Routenplanung auf der Karte den Ort entdeckt, in dem ich 1982 im zarten Alter von neun Jahren mit einer Kinder- und Jugendfreizeit meine Sommerferien verbracht hatte. Was würde ich wiedererkennen?

Am Ortsschild ist ein Erinnerungsfoto ein Muss!

Deutsch Griffen - unfassbar, nach 29 Jahren ein Wiedersehen Von weitem erkenne ich die Kirche mit ihrem signifikanten Treppen-
aufgang
wieder. An einem Lokal unterhalb der Kirche stellen wir unsere Motorräder ab und ich schlendere erst einmal durch den 1.000-Seelen-Ort auf der Suche nach Wiedererkennungswerten.

Davon finde ich nicht allzu viele, vor allem nicht das alte Bauernhaus, in dem wir seinerzeit untergebracht waren. Ich erfahre aus einem Gespräch mit einer älteren Einwohnerin, dass dieses Haus zwischenzeitlich abgerissen wurde. Kirche und Treppenaufgang sind allerdings wie vor 29 Jahren unverändert und werden fotografisch festgehalten.

Nach einer Kaffeepause führt uns die Route nach einer kleinen Sackgassen-Irrfahrt über die Hochalm Hochrindl, ein 1.561m hoher Pass zwischen Sirnitz und der Ebene Reichenau, von wo aus man eine tolle Fernsicht hat. Hier er-fahren wir eine kleine Schottereinlage bergab.

Das Gurktal führt uns weiter und nach teils 22%iger Steigung über die Turracher Höhe. Hier halten wir uns aber nicht lange auf, sondern genießen die Talfahrt in Richtung Predlitz. Nach einem kurzen Stück durch das Murtal biegen wir bei Murau in Richtung Sölkpass ab. Dieses Mal werden Iris´ Erinnerungen wachgerufen - der Sölkpass war ihr erster Pass, den sie in ihrem ersten Motorradurlaub erklommen hat.

Kleinststraßen in Österreich  Baustelle und Schotterabfahrt  Sökpass  Offener Viehbetrieb rund um den Sökpass

Regen rund um den Dachstein Die Auffahrt wird - wie später auch die Abfahrt - zu einem tierischen Vergnügen. Schilder wie "Achtung, freie Viehwirtschaft" sind ernst zu nehmen, denn gehörntes Vieh steht tatsächlich frei in der Landschaft herum - auch auf der Straße.

Auf dem 1.790m hohen Sölkpass, der das Murtal mit dem Ennstal verbindet und zugleich eine Scheide zwischen Wölzer- und Schladminger Tauern bildet, machen wir kurz Rast.

Fast schon niedlich, dieser kleine Pass mit seiner kleinen Kapelle. Weniger niedlich dagegen ist das schlechte Wetter, dass hinter unserem Rücken den Berg hinaufzieht.

Wir haben Hoffnung, dass es in unserer Fahrtrichtung besser ausschaut, doch nur wenige Kilometer später auf der Talfahrt halten wir an, um die Regenkombis anzuziehen.

In Gröbming biegen wir zunächst ins Ennstal in Richtung Radstatt ein, verlassen die Straße aber bald darauf bei Aich-Assach wieder, um parallel zum Ennstal, dafür direkt am Dachsteingebirge entlang über Ramsau und Filzmoos in Richtung St. Martin am Tennengebirge.

Von Spurt kann angesichts des Wetters jedoch leider keine Rede sein.

Trockener Blick aufs Tennengebirge Mir sackt das Herz in die Hose, als Iris´ Hinterrad in einer Rechtskurve wegrutscht und sie über die Gegenfahrbahn auf einen Graben zuschlingert.

Puuuuh, gerade noch gerettet, aber das Herz bubbert gewaltig und die Lust am Weiterfahren ist gründlich vergangen. Echt Mist, dieses Wetter, denn das Dachsteingebirge mit seinem Gletscher, den man stellenweise mehr erahnt als sieht, ist eigentlich sehr beeindruckend.

Wir kreuzen zweimal die Tauernautobahn, bevor wir bei Niedernfritz ins Lammertal einbiegen und die letzten Kilometer nach St. Martin am Tennengebirge in Angriff nehmen. Hier ist Iris´ Urlaubsrevier und so steuern wir "Haus Farmer" an, wo wir Hertha, die Inhaberin, überraschen wollen. Bestenfalls hat sie auch ein Zimmer für uns frei.

Aber Hertha ist zunächst einmal nicht zu Hause, und so harren wir geduldig - und mit einem Zisch! - auf der Bank vor dem Haus, und genießen die Aussicht auf die Berge, denn zwischenzeitlich ist wieder blauer Himmel eingekehrt.

Das Warten wird belohnt, als wir ihr überraschtes Gesicht sehen! Natürlich ist es kein Problem, dass wir da bleiben - ein Zimmer wird für uns frei gemacht und zur Begrüßung gibt es erst einmal einen Kurzen. Das "Hallo" ist groß und herzlich.

Am Abend wandern wir zum nahegelegenen "Händerl-Wirt". Dort findet ein Benefizkonzert der Polizeikapelle statt. Der Laden ist proppevoll, doch man rückt für uns Mädels zusammen. So genießen wir bei gutem Essen und reichlich Dialekt um uns herum ein wenig Kultur, bevor wir unter schönstem Sternenhimmel gegen 21h30 den Heimweg antreten.

Ein sattes Gefühl von Zufriedenheit macht sich in uns breit. Wir haben beschlossen, eine weitere Nacht bei Hertha zu verbringen. Es passt mal wieder alles und wir befinden:

ALLES RICHTIG GEMACHT!