Freitag, 03.08.2012: via Rastplatz Hasselhöhe - Steinhuder Meer - Barsinghausen - Nienstedter Pass - Burg Polle - Beverungen, ca. 345km


Beim Zusammenstellen meiner Campingausrüstung hatte ich von vorneherein auf ein kleines Packmaß geachtet, denn: Koffer an meiner Lieblingshornisse? Nie und nimmer! Und so war ich schon am Schmunzeln, als ich meine Campingutensilien Zelt, Schlafsack & Isomatte in der großen Packrolle, sowie ein paar wenige Klamotten in meiner kleinen Ortlieb-Tasche verstaute und auf dem Motorrad verzurrte. Alles in allem sehr übersichtlich. Am Schmunzeln war ich deshalb, weil ich mir ziemlich sicher war, dass Kerstin mit deutlich mehr Volumen unterwegs sein würde.

Und so ist es dann auch. Wir lachen beide laut, als wir uns an der Raststätte "Hasselhöhe" an der A7 südlich von Hamburg treffen und unsere beiden Motorräder vergleichen. Zu Kerstins Verteidigung muss ich sagen: ihr Zeltgestänge ist so lang, dass es nicht in die Koffer passt und deshalb in einer (allerdings riesigen) Packrolle hinten quer über das Motorrad geschnallt war.

Ach, herrlich, noch keinen Kilometer gemeinsam gefahren und schon wieder so am Lachen!

Dann geht's endlich los. Wir fahren nur wenige Kilometer über die A7 in Richtung Süden und verlassen sie dann bei Soltau, nicht ohne einen stummen Gruss an Iris zu senden, die hier in der Nähe wohnt, aufgrund eines Kreuzbandabrisses aber leider völlig außer Gefecht gesetzt ist.

Die Route führt durch Neustadt am Rübenberge und am Steinhuder Meer vorbei, um dann bei Bad Nenndorf die A2 zu kreuzen und dort ins Weserbergland einzutauchen. Hunger macht sich breit, und so werfen wir einen kurzen Blick auf die Karte, um einen geeigneten Pausenort ausfindig zu machen. "Schau mal, in Barsinghausen ist ein Kloster eingezeichnet, da finden wir bestimmt ein ruhiges Plätzchen!"

Gesagt, getan, nach einer kleinen Irrfahrt durch das gar nicht mal so große, am Fuße des Höhenzugs Deister gelegene Barsinghausen finden wir die Klosteranlage mit der schlichten romanischen Kirche (die zu den größten und schönsten Hallenkirchen Niedersachsens zählt) sowie eine sehr nette, ruhig gelegene Sitz- und Picknickgelegenheit, wo wir unser kulinarisches Hab und Gut ausbreiten können.

Das direkt nebenan liegende Standesamt in seinem Fachwerkkleid und die Spuren einer Trauung versprühen zusätzlichen Charme.

Hach, kann es uns gut gehen! Nur nicht allzu lange, denn wir wollen ja auch ans Ziel - und das nicht unbedingt auf direktem, sondern schönem Wege - gelangen. Hierbei sitzt uns ein wenig das Wetter im Nacken. Dicke Wolken entladen sich immer wieder in ziemlich nasser Form - bislang konnten wir sie geschickt umfahren, das soll, bitte schön, auch bis zum Ziel so bleiben!

     

Wie gut, dass Freitag ist! So können wir über den Nienstedter Pass fahren. Der ist zwar nur 277m hoch, dafür aber aufgrund seiner kurvigen Streckenführung - nicht nur bei Motorradfahrern - sehr beliebt. Und zwar so beliebt, dass er an Wochenenden für Motorradfahrer gesperrt ist.

Nach einer kleinen, baustellenbedingten Irrfahrt durch Hachmühlen stehen nun mir bekannte Strassen und Strecken an. Das Weserbergland hat mich stets stärker angezogen als der von Hamburg aus etwa gleich weit entfernte Harz, so dass ich mich hier zwar nicht als völlig ortskundig, aber auch nicht als völlig orientierungslos bezeichnen würde.

Über Voldagsen, Lauenstein und Börry geht es direkt in Richtung Weser. Bei Hehlen queren wir diese über eine winzige, ampelgesteuerte Brücke und biegen dann rechts in Richtung Ottenstein ab. Wir schwingen uns die Kurven auf die Ottensteiner Hochfläche hinauf und lassen die noch schöneren, engen Kehren bergab in Richtung Polle folgen.

Weil wir gut in der Zeit liegen, stellen wir die Motorräder am Fuße der Burgruine Polle ab, stärken uns zunächst mit Torte und Milchkaffee, bevor wir den 25m hohen Burghügel und die im Dreißigjährigen Krieg zerstörte und nicht wiederaufgebaute Burgruine für eine kleine Besichtigung in Angriff nehmen.

Von hier oben hat man einen wunderschönen Blick auf die Weser bzw. eine Weserschleife. Zu Füßen der Burg quert eine der zahlreichen Weserfähren vom einen zum anderen Ufer.

Wir lassen uns ein wenig treiben und wählen anschließend, weil wir keinen Zeitdruck verspüren, nicht den direkten Weg an der Weser längs nach Beverungen, sondern bauen ab Albaxen eine schöne Berg-und-Talfahrt in die Route ein, die uns über Bödexen, Fürstenau, Eilversen, Overhausen und Bosseborn hinunter nach Ottbergen führt.

Hier, zwischen Bosseborn-Ottbergen-Höxter, wurde früher der legendäre Weser-Bergpreis, ein Bergrennen, ausgetragen. Hmmjaaa, die Strecke macht - egal ob bergauf oder bergab - Laune! :-)

Weniger Laune macht wenig später das Wetter. Fast hätten wir es trocken bis nach Beverungen geschafft, aber ca. 10km vor unserem Ziel erwischt uns doch noch eine ordentliche Husche von oben, so dass wir uns erst einmal unterstellen, bevor wir dann durch das schöne Roggenthal den Endspurt zum Bootshaus Beverungen in Angriff nehmen.

Auf dem Zeltplatz ist es erfreulich leer, doch bevor wir das Gepäck abrödeln und für unsere Zelte einen schönen Platz in Ufernähe suchen, trinken wir erst einmal ein obligatorisches "Zisch!" und genießen die Aussicht von der Terrasse des Bootshauses auf die Weser und Umgebung.

     

Wenig später mache ich meine ersten positiven Erfahrungen mit meinem Zeltaufbau unter Realbedingungen: es ist auch alleine, ohne helfende Hände, ratzfatz aufgebaut! Ich muss wieder schmunzeln: ich Zeltneuling habe mein Zelt schneller aufgebaut als Kerstin, die alte Zelt-Häsin. :-)

Ok, ok, es ist kein Luxuspavillon - zwei große Alukisten wie Kerstin sie hat, bekäme ich wohl nicht in meinem Zelt unter. Sie dagegen in ihrem Zelt schon. Aber mein Ziel ist ja auch "Wochenendtour".

Ich bin begeistert vom schnellen Aufbau, das ermutigt doch für weitere Touren. Weil wir dann doch ein bisschen länger herumtrödeln, bekommen wir in der vereinseigenen Gaststätte fast kein Abendessen mehr.

Wir nehmen, was wir kriegen, in diesem Falle eine ordentliche Portion Bratkartoffeln mit Spiegeleiern, die trotz der Schlichtheit unglaublich lecker schmeckt. Herz, was begehrst du mehr?

Es folgt die nächste mit Spannung erwartete Phase: die Nacht. Wie werde ich auf der Isomatte schlafen? Wie werde ich mich im Schlafsack fühlen? Wird mir warm oder kalt sein? Wie werde ich mit der Geräuschkulisse klarkommen? Ich hoffe, diese Fragen werden mir in der Nacht kein Kopfzerbrechen bereiten, sondern einen halbwegs erholsamen Schlaf bescheren.