Montag, 30.04.2012: ein Abstecher in die Uckermark via Feldberger Seenlandschaft - Mühlenmuseum Woldegk - Helpter Berge
- Burg Stargard - Siehdichum - Müritz Nationalpark, ca. 220km

Nachdem wir bereits gestern nur noch ca. 80km von Berlin entfernt waren, geht es heute auch wieder in Richtung Ost bis hinein in die Uckermark: Helpter Berge (die höchste Erhebung MeckPomms), das Mühlenmuseum in Woldegk sowie Burg Stargard stehen noch auf der Liste und ich stelle mit Hilfe von zwei verschiedenen Landkarten eine Tour zusammen, die zumindest auf dem Papier nett aussieht.

Die Tatsache, dass die beiden Straßenkarten an unterschiedlichen Stellen Straßen aufführen, gibt dem ganzen eine gewisse Spannung. Mal sehen, wo wir längsgeführt werden.

Unsere Hausstrecke fahren heute bereits am Vormittag, zur Abwechslung mal in die andere Richtung bis Neustrelitz. Hier wünsche ich mir zum ersten Mal ein Navi, als ich nicht den kürzesten Weg durch die Stadt finde, aber bald haben wir die Bundesstraßen hinter uns gelassen und bewegen uns durch eine wunderschöne Landschaft, durch die sich die Straße als tolles Kurvenband zieht, über Blankensee und Möllenbeck durch die Feldberger Seenlandschaft.

Hinter Feldberg legen wir an einem immensen Rapsfeld eine Rast ein. Die Sonne scheint, uns geht es gut. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Mühlenmuseum in Woldegk.

Hier stehen auf einem der höchsten Berge MeckPomms drei Windmühlen, darunter die letzte Holländerwindmühle, deren mit Segeltuch bespannte Flügel sich noch im Wind drehen. Sie beherbergt das Mühlenmuseum, wo nicht nur die jahrtausend Jahre alte Getreideverarbeitung dargestellt wird, sondern man auch aktiv das Mahlen noch ausprobieren kann.

Direkt vor der Mühle stehend, flößen die vorbeisurrenden Flügel einen ziemlichen Respekt ein, unwillkürlich ziehe ich den Kopf ein, wenn ein Flügel im wahrsten Sinne des Ohres angerauscht kommt.

Auf dem Gelände, von dem man einen wunderschönen Blick sowohl hinüber zu den Helpter Bergen als auch über die Stadt Woldegk hat, stehen noch zwei weitere Mühlen (allerdings ohne Flügel), zwei weitere Windmühlen - darunter mit 28m Höhe die größte Mühle des Ortes und eine der größten Norddeutschlands - befinden sich im Ort.

Wir stellen einmal mehr fest, dass man sich in dieser Region wirklich viel Mühe gegeben hat, dem Tourismus die Region näher zu bringen. Nicht überladen, sondern auf eine sehr natürliche Weise werden die Sehenswürdigkeiten hier präsentiert.

Wir verweilen noch ein wenig und genießen unser Picknick auf einer Wiese auf dem Mühlengelände und im schönsten Sonnenschein. Ich muss allerdings schon schmunzeln bei dem Gedanken an MeckPomms höchste Erhebung - die wirkt vom Mühlenberg aus betrachtet nicht wirklich aus der Natur herausragend.

     

Aber wir suchen in diesem Kurzurlaub ja auch keine Höhenrekorde, sondern wollen ein wenig das Land kennenlernen, und so machen wir uns auf den Weiterweg. Luftlinie gesehen liegen die Helpter Berge, mit 179m die höchste (natürliche) Erhebung MeckPomms, gar nicht so weit weg, aber ohne Navi dauert es ein wenig, Kehrtwende inklusive, bis ich den Einstieg in die schmale Straße erwische.

Doch dann geht es auf einer Single Track Straße stetig bergauf in Richtung Sendeturm - der allerdings nicht die höchste Stelle markiert - und dann weiter, bis die Straße wieder bergab führt. Aha, das war es jetzt? Überall sonstwo hätte man sicherlich einen Aussichtsturm oder ähnliches erbaut.

Den weiten Blick in die Landschaft gibt es auch so. Landschaft, so weit das Auge reicht, und auf den folgenden Kilometern erfahren wir wieder ein Stück mehr Ex-DDR und Zeitgeschichte.

Sind wirklich schon mehr als 20 Jahre seit der Wende vergangen? Mancherorts - die Strecke führt über graue, also kleinste und zum Teil sehr rumpelige Straßen via Kublank - Neetzka - Cölpin - scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Mit ganz alten Zeiten werden wir dann wenig später in und vor allem auf Burg Stargard konfrontiert (seit 1929 trägt auch die Stadt den Namen "Burg Stargard"). Hier steht die nördlichste erhaltene Höhenburg Deutschlands und das älteste weltliche Bauwerk MeckPomms. Der Name leitet sich aus dem slawischen "Stari Gard" = "Alte Burg" ab, was auf eine weit zurückreichende Siedlungsgeschichte hinweist. Die ältesten Mauern der heutigen Burg datieren aus dem 13. Jh.

Wir fühlen uns zusätzlich in der Zeit zurückversetzt - die Walpurgisnacht steht bevor und auf der Burg Stargard laufen die letzten Vorbereitungen für ein mittelalterliches Hexenfest am Abend. Händler bauen im Innenhof ihre Stände auf, Gaukler spielen sich auf mittelalterlichen Instrumenten ein, Hexen schwirren über den Burghof - ein Gewusel, in dem wir uns in unseren Motorradklamotten fast falsch angezogen fühlen.

Die abendliche Veranstaltung hat den Vorteil, dass die Burg und insbesondere der Bergfried ohne Eintritt besichtigt werden kann, und so erklimmen wir - nicht unbedingt zu Iris größter Begeisterung (sie ist höhenkrank) - die offene Wendeltreppe des 38 Meter hohen Turms. Bei schönstem Wetter genießen wir von der Plattform aus eine grandiose Aussicht, sowohl auf das unter uns liegende Burggelände, aber vor allem auf die Mecklenburgische Schweiz. Landschaft, soweit das Auge reicht.

     

Wir lassen uns treiben und die Seele baumeln. Erst als am späteren Nachmittag die ersten Besucher eintreffen, treten wir so langsam den Weg gen Süden an. Der führt dank meiner Routenplanung durch wunderschöne Wald- und Wiesenstrecken, teilweise als Single Track Roads und mal leicht bergauf, mal bergab bis zum Ort "Siehdichum". Laut Karte soll hier auch ein Aussichtspunkt stehen, den ich aber nicht entdecke.

Überhaupt hält sich die Aussicht in Grenzen, und so bleibt es ein Wendepunkt. Wir machen kehrtmarsch und fahren über Penzlin nach Klein Vielen, um wenig später den Weg durch den Nationalpark Müritz einzuschlagen.

Vorher stellen wir uns allerdings noch die Frage, wie lange wohl eine Rotphase einer Baustellenampel in MeckPomm dauert. An einer wenig befahrenen, frisch geteerten und noch nicht ganz fertigen Straße im Wald stehen wir erst einmal vor der Baustellenampel. Iris schaut nicht nur ziemlich unentspannt drein, sie ist es mit großem Druck auf der Blase auch.

Sie hüpft ins Gebüsch, natürlich nicht ohne unsere Versicherung, dass wir im Falle einer Grünphase auf sie warten. Soweit kommt es noch nicht einmal, denn Iris ist schnell - und erleichtert - wieder zurück. Und wir warten noch eine ganze Weile, bis die Ampel endlich auf Grün springt.

Am Nationalpark wird es wieder spannend. Zum einen ist aus der Karte nicht ganz ersichtlich, ob man die Strecke durchfahren kann und vor allem wie sich die Wege gestalten. Befestigt? Unbefestigt? Von jedem etwas, wie sich herausstellt: zwei Plattenspuren parallel verlegt, links und rechts und in der Mitte Sand!

Na prima, ich hoffe inständig, dass uns kein Auto entgegenkommt und ich die Plattenpiste nicht verlassen muss. Wir haben Glück. Und können noch ein ganzes Stück Natur pur erleben. Bei Färden stoßen wir dann wieder auf unsere Hausstrecke Roggentim-Mirow und legen die letzten Kilometer zur Unterkunft flott zurück.

Dort kommen wir gerade rechtzeitig an, um die letzten Reste vom Grillbuffet zu vertilgen. Hmmm, das kommt nach diesem schönen Tag gerade richtig. Zufrieden sitzen wir beim letzten gemeinsamen Abendessen in Peetsch am Tisch.

Routenplanung für die Rückfahrt am nächsten Tag? Wir wissen, dass wir sie nicht über die Autobahn gestalten wollen. Alles andere hat doch noch Zeit bis morgen, oder?